Webwecker Bielefeld: huisken03

»Kein Anspruch auf Gegenwert« (Teil 3)



Das Ziel der Reformen im Hochschulwesen sei nicht, dass vernünftiger geforscht oder ausgebildet werden soll, behauptet Huisken. »Es heißt, die hiesigen Geschäftsleute in die Lage zu versetzen, sich in der internationalen Konkurrenz besser durchsetzen zu können«, sagt Huisken. Die »Standortverwalter« hätten entschieden: »Das, was im Laden läuft gefällt uns nicht«. Und entsprechend werde der Laden mit Hartz IV, Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur und eben im Bereich Hochschule und Bildung umgebaut.

Neben den Geschäftsleuten profitieren laut Huisken von der »Reform« der Hochschulen beziehungsweise von Studiengebühren vor allem die Banken. »Das ist ein Leckerbissen, auf den sich das Finanzkapital jetzt stürzt«, formulierte er. Tatsächlich gibt es in der Universität Bielefeld seit einiger Zeit ein Büro der Deutschen Bank, in der Mensa wirbt ein Plakat mit der Aufschrift »Sie studieren – wir finanzieren« für Studienkredite. Die Gebühren und damit verbundenen Darlehen eröffneten eine neue Geschäftssphäre, sagte Huisken. Die Banken treibe dabei die Frage um, wie sie das Kreditrisiko absichern könnten. »Am liebsten würden sie sagen: Hey Staat, du willst, dass wir die Studienfinanzierung übernehmen, also übernimm du das Risiko«, skizzierte er die Haltung der Kreditinstitute. Die würden den Studierenden signalisieren: »Ihr studiert und weil ihr euch das nicht leisten könnt, machen wir aus eurer Not ein Geschäft«.

Sollte der Staat das Risiko nicht absichern, würden die Banken eben höhere Zinsen verlangen oder genauer überlegen, wer einen Kredit bekommt. So würden sie die Bonität der Eltern überprüfen. Sie könnten auch nur den Studierenden einen Kredit geben, die ein »lukratives Studienfach« studieren und sich zusätzlich zu einem zügigen Studium verpflichten. Studierende müssen dann ihrem Finanzberater die Scheine vorlegen.

Den Slogan »Bildung darf nicht zur Ware werden« kritisierte Huisken trotz dieser Entwicklung. »Er verkennt, was Bildung hierzulande schon längst ist«, sagte er. Zudem suggeriere der Spruch, dass alles andere Ware sein dürfe. Außerdem rät er den Studierenden, nicht nur Studiengebühren als sozialen Numerus Clausus zu begreifen. »Die Sortierung findet doch in den ersten vier Schuljahren statt. Studierende sollten nicht vergessen, dass sie bei der ersten Selektion zu den Siegern gehörten«, schreibt Freerk Huisken seinen Zuhörern am Ende seines unbequemen Vortrags ins Stammbuch.