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Psychischer Schaden in Universitäten? (01.03.2006)
Poster selbstgemacht: In der Uni-Halle geben Studierende ihrem Protest gegen Studiengebühren ein Gesicht
Der Februar ist vorbei und das Rektorat der Universität Bielefeld ist immer noch besetzt. Die Paderborner Studierenden habe das ihrer Universität jedoch am Sonntag nach zehntägiger Besetzung geräumt.
Von Mario A. Sarcletti
Die Universität Bielefeld ist inzwischen bundesweit berühmt, aber anders als die Hochschulleitung sich das gewünscht hätte. Eigentlich wollte sie durch Erfolge in der Exzellenzinitiative des Bundes in die Schlagzeilen geraten. Da hat die Hochschule aber gar nicht so gut abgeschnitten, nur zwei Anträge haben Chance auf eine Förderung. Stattdessen sorgte die Uni durch ihr Vorpreschen in Sachen Studiengebühren und die anschließende Besetzung des Rektorats für deutschlandweite Medienpräsenz.
Vier Wochen ist es her, dass Studierende die Räume der Hochschulleitung nach der Senatssitzung am 1. Februar besetzt haben, um gegen deren Pläne zur Einführung von Studiengebühren von 500 Euro pro Semester zu protestieren. Bei Indymedia haben es die ansonsten nicht gerade als revolutionär geltenden Ostwestfalen auf die Startseite geschafft, andere überregionale Medien wie etwa die Süddeutsche Zeitung oder der Deutschlandfunk widmeten ihnen zumindest Beiträge, das Thema Studiengebühren ist bundesweit wieder in der Diskussion. Von Studierendenvertretungen aus dem ganzen Land treffen bei den Besetzern Solidaritätserklärungen ein, an der Universität Hamburg prangt seit mehreren Tagen ein Transparent mit der Aufschrift »Danke Bielefeld«.
Ob der Universität diese Aufmerksamkeit noch lange entgegengebracht wird, ist fraglich. Denn am gestrigen Dienstag verschärfte das Rektorat den Ton gegenüber den Besetzern: »Ich fordere Sie als Besetzerinnen und Besetzer auf, den Rektoratsbereich A3 einschließlich des Zugangsbereichs unverzüglich zu verlassen«, ließ Rektor Dieter Timmermann die Besetzenden in einem
Schreiben
wissen, in dem er ihnen für diesen Gebäudetrakt ein Hausverbot ausspricht. Der Rektor verspricht, keine »Maßnahmen der Strafverfolgung« einzuleiten, wenn die Besetzer der Aufforderung unverzüglich Folge leisten würden, auch Schadenersatzansprüche würde er dann nicht geltend machen.
Dabei hätte er diese Ansprüche, zumindest, wenn man seinem Schreiben Glauben schenkt. Denn in dem spricht er von »wiederholten Sachbeschädigungen, die ganz offenbar im Zusammenhang mit der Besetzung stehen«. So offenbar ist das allerdings nicht, die Besetzer haben sich wiederholt von militanteren Aktionen, wie der Farbbeutel- und Buttersäure-Attacke (
WebWecker berichtete
) auf die Fakultätsbüros von Timmermann und seinem Pädagogik-Kollegen Klaus Peter Treumann, der im Senat für den Gebührenantrag des Rektorats gestimmt hatte, distanziert.
Abgestimmt oder abgekupfert
Neben den Sachbeschädigungen hat die Besetzung, laut Timmermann, auch »einen schweren ideellen, finanziellen und auch psychischen Schaden« verursacht. Diese Passage findet sich wortgleich auch in einem Schreiben, das der Paderborner Rektor Nikolaus Risch bereits am vergangenen Freitag den Besetzern »seines Rektorats« präsentierte. Die beendeten am Sonntag die Besetzung. Hat sich Dieter Timmermann da von seinem »erfolgreichen« Paderborner Kollegen inspirieren lassen? Auch eine andere Formulierung der beiden Rektoren ist fast identisch: »Ich fordere Sie nachdrücklich auf, sich umfassend zu informieren (auch bei neutralen Stellen), welche Konsequenzen die Verwirklichung eines Straftatbestandes »Hausfriedensbruch« für Sie persönlich bedeuten kann. Sagen Sie bitte nicht zu einem späteren Zeitpunkt: »Das habe ich nicht gewusst««, drohen beide Rektoren fürsorglich.
Psychischer Schaden in Universitäten? (Teil 2)
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