Die Universität Bielefeld ist Spitze. Zumindest, was die Gleichstellung von Männern und Frauen betrifft. Die Fachhochschule rangiert hingegen in dieser Beziehung nur im Mittelfeld, das Land Nordrhein-Westfalen gar nur im unteren Mittelfeld. Dies ergab ein Ranking des »Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung«, das Ende 2005 vorgestellt wurde.Von Mario A. SarclettiSeit einigen Jahren sind Hochschulrankings schwer angesagt. Ob von diversen Nachrichtenmagazinen oder solchen, die sich dafür halten erstellt oder vom Bertelsmannschen Centrum für Hochschulentwicklung CHE, mindestens einmal im Jahr geben Rankings vor, die Qualität der deutschen Hochschulen zu bewerten. Und ebenso regelmäßig weisen die Verlierer dieser Ranglisten die Bewertungen zurück. Tatsächlich fließen in viele der Untersuchungen auch subjektive Einschätzungen von Studierenden und Wissenschaftlern ein, was ihre Validität in Frage stellt.
Anders ist es beim »Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten«, das das »Kompetenzzentrum Frauen und Forschung« (CEWS) Ende des vergangenen Jahres vorstellte. Die Untersuchung richtet sich nur nach Zahlen, nämlich nach denen, die das Statistische Bundesamt für das Jahr 2003 ermittelte. Auf der Basis dieser Daten errechneten die Wissenschaftlerinnen vom CEWS, wie es um die Gleichstellung an den deutschen Hochschulen bestellt ist. Die erste Untersuchung dieser Art stellten sie 2003 anhand der Daten von 2001 vor, die Veränderungen seither konnten jetzt erstmals in das Ranking einfließen. Das Fazit des CEWS lautet: Es geht voran, aber immer noch sind Frauen im Wissenschaftsbetrieb eher die Ausnahme.
Nicht, was die Studierenden betrifft: In drei Bundesländern, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin gibt es sogar mehr Studentinnen als Studenten. Schlusslicht in dieser Kategorie ist Nordrhein-Westfalen, nur 45,49 Prozent der Studierenden sind hierzulande weiblich. Dass die östlichen Bundesländer bei der Gleichstellung in den Hochschulen noch vorne liegen, ist kein Zufall. Eine EU-Untersuchung fand 2004 heraus, dass der Anteil von Frauen in Wissenschaft und Forschung in postkommunistischen Ländern höher ist als in Westeuropa. Die ostdeutschen Bundesländer sind aber gerade dabei, diesen Vorsprung zu verspielen. Waren 2003 noch drei der ostdeutschen Bundesländer sowie Berlin auf einem Spitzenplatz, sind es heute nur noch Berlin und Brandenburg. Was das Verhältnis männlicher zu weiblichen Studienberechtigten betrifft, können die neuen Bundesländer aber immer noch ein Vorbild für den Westen sein.
Schlechte Werte für NRWNordrhein-Westfalen findet sich in dem Länderranking, das jetzt für 2003 und 2005 erstmals vorgestellt wurde, nur im unteren Mittelfeld. Vor allem, was die Promotionen betrifft, steht NRW schlecht da: Während hierzulande nur 33,51 Prozent der Neu-Doktoren zwischen 2001 und 2003 Frauen waren, liegt ihr Anteil beim Gleichstellungsspitzenreiter Berlin bei 41,69 Prozent. Auch der Frauenanteil beim wissenschaftlichen Personal ist zwischen Rhein und Weser mit 27,28 Prozent erschreckend gering. Schlechter schneiden in dieser Kategorie nur Bayern mit 27,03 Prozent und Baden-Württemberg, dem Schlusslicht im Länderranking, ab, wo nur 26,41 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiter Frauen sind. Bei den Professuren liegt NRW zwar im Mittelfeld, dass im Jahr 2003 aber nur 12,74 Prozent der Herren Professoren Frauen waren, ist bedenklich.
Wäre Bielefeld nicht in NRW, würde das Land wohl noch schlechter dastehen. Denn die hiesige Universität bildet gemeinsam mit der FU Berlin und den Unis in Frankfurt am Main und Göttingen mit 11 von 14 möglichen Punkten die Spitzengruppe im Uni-Ranking. Das heißt, dass die hiesige Universität in vier von sieben Bereichen Spitze ist, in drei rangiert sie in der Mittelgruppe.