Spitze ist die Universität Bielefeld, was die Zahl der weiblichen Studierenden betrifft, bei den Professuren, der Steigerung des Frauenanteils an Professuren und Habilitationen, bei denen die Hochschule den bundesweiten Spitzen-Frauenanteil von 34,57 Prozent erreichte. Nur Mittelmaß ist die Universität die Promotionen und den Anteil am wissenschaftlichen Personal betreffend. Dem entsprechend kommentiert die Gleichstellungsbeauftragte der Universität, Veronika Schmidt-Lentzen, das Ergebnis des Rankings: »Es bleibt noch einiges zu tun, beispielsweise bei den Promotionen und dem hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personal«.
Bei den Promotionen verschlechtert allerdings auch der hohe Anteil von Studentinnen an der Uni Bielefeld die Position. Denn die Zahl der Frauen unter den Doktoranden wurde in der Studie mit ihrem Anteil bei den Studierenden in Verbindung gebracht. Das macht zwar Sinn, um nachzuweisen, wie viele der Studentinnen zu einer akademischen Karriere durch ihre Alma Mater motiviert werden. Absolut sieht der Bielefelder Wert von 35,3 Prozent weiblicher Promovendinnen angesichts von 36,5 auf Bundesebene aber so schlecht nicht aus.
Einiges zu tun in Sachen Gleichstellung bleibt auch der Fachhochschule, die mit den anderen FHs der Republik in einer separaten Wertung gelistet wird. Sie taucht nur im Mittelfeld dieser Wertung auf, obwohl der Anteil der weiblichen Inhaber einer Professur mit 19,4 Prozent über dem der Universität liegt. Insgesamt schaffte es die FH nur in Gruppe 4 des Rankings, war nur in zwei der fünf untersuchten Bereiche in der Spitzengruppe.
Weit vorne im Ranking ist hingegen die Kirchliche Hochschule in Bethel, was die Zahl der Professorinnen betrifft. Der Frauenanteil beträgt satte 40 Prozent, eine Verdopplung gegenüber dem Wert vor zwei Jahren. Die beeindruckende Quote wird allerdings dadurch relativiert, dass es an der Kirchlichen Hochschule nur zehn Professuren gibt.
Die Quote ist dennoch vorbildlich, es dürfte aber dauern, bis auch andere Hochschulen sie erreichen. Denn über die Ergebnisse des Länderrankings schreiben die Verfasserinnen der Studie: »Es kann davon ausgegangen werden, dass sie das Ergebnis langfristiger Entwicklungen, nicht kurzfristiger Entscheidungen und Veränderungen sind«. Und weiter heißt es: »Zwei Länder in den höchsten Ranggruppen Hamburg und Berlin blicken auf eine lange Tradition in der Gleichstellungspolitik an Hochschulen zurück.« Tatsächlich wurde 1985 an der Uni Hamburg die erste Gleichstellungsstelle an einer deutschen Uni eingerichtet, in Berlin 1986 eine Beauftragte für Frauenfragen eingesetzt. Zwanzig Jahre Gleichstellungsbemühungen in der deutschen Hochschullandschaft zeigen: Frau braucht einen langen Atem.
Es ist deshalb zu hoffen, dass die großteils männlichen Macher im Hochschulwesen, eine Mahnung des CEWS berücksichtigen: »Gerade in der gegenwärtigen Phase der Hochschulpolitik mit grundlegenden Reformen, aber auch entscheidenden Kürzungen sind kontinuierliche Anstrengungen notwendig, um die Situation von Frauen in der Wissenschaft zu verbessern«. Dass das nicht nur im Interesse der Frauen ist, meint Veronika Schmidt-Lentzen: »Dieser geschlechterungleiche akademische Selektionsprozess lässt Wissensressourcen brach liegen, die zukünftig dringend benötigt werden«, erklärte sie Ende vergangenen Jahres in einer Stellungnahme. In der kritisierte sie das Gesetz, mit dem in NRW Studiengebühren eingeführt werden, als nicht mit dem Gleichstellungsgesetz vereinbar (
WebWecker berichtete). Aber das wurde ja auch gemacht, bevor das Ranking und die Mahnung der Expertinnen vom CEWS veröffentlicht wurden.
Das Ranking findet sich auf der Homepage des »Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung«.