Der König von NarniaVon Harald ManningaWo hat man das schon mal gesehen...? Eine Truppe Kinder wird in England auf dem Lande vor dem 2. Weltkrieg bei wem Komisches in Sicherheit gebracht, wo sie nichts anfassen dürfen; dann wird man von einem Schlafzimmermöbel magisch in eine andere Welt versetzt; da treten animierte Tierfiguren in einen mehr oder weniger sportlichen Wettstreit, bei dem ein königlicher Löwe eine maßgebliche Rolle spielt? War doch auch von Disney, oder?
Richtig, das wars: »Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett«! Aber das war immerhin noch mit Angela »Mord ist ihr Hobby« Lansbury und David Tomlinson (vielleicht am besten bekannt geblieben als der Vater in »Mary Poppins«). In der »Hexe« haben die Viecher nur Fußball gegeneinander gespielt, und das im Zeichentrick und lustig. In »Narnia« geht es dagegen schon wesentlich härter zur Sache und das computeranimiert. Andere Zeiten, andere Sitten. Überhaupt liegen Welten zwischen diesen beiden Disney-Filmen, klar. In der »Hexe« gabs nämlich zum Beispiel auch noch einigermaßen charmante Musik von den Sherman-Brüdern, die für Disney außerdem Klassiker wie »Dschungelbuch«, »Aristocats«, »Mary Poppins«, undundund mit ihrer Musik bereichert haben. Lang ists her...
Dass Kinder vorkommen, das hatten wir schon, aber jetzt doch noch mal ausführlich: Die vier Sprosse der Familie Pevensie kommen in Landverschickung zu einem leicht skurrilen Professor, damit sie abseits der Metropole vor den deutschen Luftangriffen auf »Enngee-lland«, wie die Deutschen während des 2. Weltkriegs gern sangen, in Sicherheit sind. Da dürfen sie eigentlich nichts von dem tun, was Kinder gern tun, weil der Professor mit seinen Sachen etwas eigen ist. Behauptet jedenfalls seine Haushälterin. Verstecken spielen ist da schon das höchste der Gefühle, das sich die Kinder trotzdem leisten, und dabei entdeckt eins der Kinder einen Kleiderschrank, der sich als Tor in eine andere, eine magische Welt entpuppt, wo dauernd Winter ist, die Tiere reden, die Hexen hexen, Geier geiern und Freiherrn reihern, wie das da eben immer so ist in magischen Welten. Diese Welt nun heißt Narnia, wo sich was sonst gerade die Mächte des Guten und des Bösen auf einen, wenn nicht den entscheidenden Kampf vorbereiten. Da geraten die Kinder mitten hinein und kämpfen auf der Seite der »Guten« unter Führung des königlichen Löwen Aslan dann mit. Es muss sich nämlich eine Prophezeiung erfüllen, und dazu braucht man die Kinder.
Gedreht wurde das, wie schon die »Herr der Ringe«-Trilogie, in den durch diese Trilogie bekannt gewordenen malerischen Landschaften von Neuseeland. Wobei aber, ebenfalls wie bei jener Trilogie, wesentliche Bestandteile am Computer entstanden, mit ähnlich katastrophalem Ergebnis wie bei den letzten beiden Teile der »Ringe« (der erste ging ja noch). Das meint nicht nur die zum großen Teil wirklich grässlich misslungene »Animation« einiger der »Fantasie«, die hier eine Rolle spielt, sondern auch die pixeligen oder verwaschenen Hintergünde. Nicht zu reden von einer Story, die mit Verlaub noch dussliger ist als die über die »Ringe«, aber das ist ja bei sog. Fantasy halt etwas Geschmackssache, also insofern geschenkt.
Es wimmelt von Effekten, die auf den ersten Blick verraten, was sie sollen: haschen sollen sie, dass die Schwarte kracht. Sie betteln um Publikum, das wohl leider auch reichlich strömen wird, weil es schön im Sinne der allgemeinen Verwirrung durch »Spiderman« oder »Matrix« und sonstwie irgendwelche Merchandising- und PR-Knüller nicht mehr zwischen Gut und dem Andern zu unterscheiden weiß, solange nur hübsch farbenprächtig rumgezwiebelt wird. Möglichst so, dass man egal welchen Müll mit der entsprechenden Grafikkarte auf dem heimischen Combjuddä irgendwie nachspielen kann.