Webwecker Bielefeld: Feuerkelch

Durchwachsener Zauber



Harry Potter und der Feuerkelch

Von Harald Manninga

Neues Spiel, neues Glück: Nachdem Regisseur Mike Newell es seinerzeit abgelehnt hatte, den ersten »Harry Potter« zu machen, hat Produzent David Heyman ihn für den vierten dann doch gewinnen können. Aber ist das nun wirklich ein Gewinn? Naja, doch: Dieser vierte Film ist mal wieder ein »bester Potter, den es je gab«. Aber einer mit einigen Schwächen.

Zur Geschichte muss nicht viel gesagt werden, die dürfte im Groben bekannt sein. Oder hat irgendwer das Buch noch nicht gelesen? Seis drum: In Harrys viertem Lehrjahr auf der weiterführenden Schule steht was ganz Besonderes an: das alle fünf Jahre stattfindende Trimagische Turnier, bei dem ausgewählte Schüler der drei Zauberschulen Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang in höchst gefährlichen Aufgaben einen magischen Wettbewerb austragen. Aus jeder Schule darf genau ein Schüler oder eine Schülerin daran teilnehmen, und wer dabei gewinnt, erwirkt sich ewig währenden Ruhm.

Ausgewählt werden die glücklichen (oder armen, denn es geht wirklich mörderisch zu bei diesem Wettkampf, und es hat in früheren Jahren auch schon Tote gegeben) Teilnehmer vom »Feuerkelch«, eine Art Pokal, aus dem Flammen schlagen, die die Gefahr symbolisieren, in die die Bewerber sich begeben. Bei der feierlichen Auswahlzeremonie passiert etwas Merkwürdiges: Diesmal wirft der Feuerkelch noch einen vierten Namenszettel aus, von dem nicht klar ist, wie er da überhaupt hineingeraten konnte, und darauf steht Harrys Name. - Unerhört! Erstens sagen nämlich die Regeln: »Es kann nur drei geben!« Zweitens ist Harry noch viel zu jung und dürfte schon deshalb gar nicht. Aber es hilft nichts, der Feuerkelch hat die Teilnehmer ausgewählt, und was der entscheidet, das gilt auch.

Trotzdem ist klar, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht, und ebenso klar ist, dass hier ein noch unerkannter Anhänger des teuflischen Lord Voldemort die Finger im Spiel haben muss. Der mit seinem Coup mit dem Cup auch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Erfolg hat, denn am Ende erwacht der böse Lord durch Harrys Teilnahme am Turnier tatsächlich wieder zu echtem Leben.

Und als wäre das nicht genug an Konfliktstoff, kommen Harry und seine Helferlein Hermine und Ron ja auch so langsam ins »kritische Alter«, in dem nicht nur irgendwelche verrückt gewordenen magischen Töpfe einen erschrecken können, sondern auch die ganz normalen Hormone irgendwie reichliches Durcheinander anrichten.


157 Minuten dauert der Riemen. Und das ist leider entschieden zu lang. Bis zur Pause nach ca. 90 Minuten wird aufgebaut. Und aufgebaut und aufgebaut und aufgebaut... Nun ist der Roman zwar auch schon gute 750 Seiten lang, aber was schriftlich an Aufbau funktioniert, bis es zur Sache geht, das zieht sich im Film dann doch eher.

Die ersten 90 oder so Minuten konnte sich der Drehbuchschreiber (anders als die Regisseure bisher nie ausgetauscht: Steven Kloves, der aber für den nächsten Potter doch mal abgelöst wird von einem gewissen Michael Goldenberg) offenbar nicht entscheiden, was er denn nun eigentlich wollte: Ein Pubertätsdrama mit magischem Einschlag? Oder ein magisches Drama mit pubertären Anklängen? Beides ist in dem Fall ja halbwegs richtig, der Roman gibt beides wohl her, aber im Film kann nur eins von beiden ernstlich tragen, und da wäre etwas mehr Eindeutigkeit in der Gewichtung besser gewesen. Und in welche Richtung, das ist auch klar: ein pubertierender Magier ist zwar ganz nett (sind letzten Endes ja auch nur Menschen, diese Leute, grad in dem Alter, Potter ist inzwischen 14), aber ein pubertierender Magier, da ist Zündstoff drin.

Nach der Pause explodierts dann zwar auch, in den letzten 60 Minuten dieses Films geht echt die Post ab, und das vom Feinsten, daher ist der vierte »Potter« dann doch wieder ein Guter. Bis es soweit ist, braucht man als Zuschauer aber halt etwas Sitzfleisch.