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Der König von Narnia (Fortsetzung)



Darüber hinaus ist die Geschichte derart platt, dass es schaudern macht. Das konnte auch gar nicht viel anders sein, wenn man sich mal klarmacht, dass das zugrunde liegende Buch von C. S. Lewis in der dt. Übersetzung grad mal ungefähr 140 Seiten dick ist, der Film dafür aber 138 Minuten dauert (in der dt. Version jedenfalls, das Original ist zwei Minuten länger). Da musste man das dann schon ein bisschen aufblähen. Also strecken. Zum Beispiel um die Kampfszenen, die so im Buch nicht vorkommen. - Und das bei einem Buch, das zwar viele Leute fasziniert, von andern Leuten aber durchaus auch als kreuzlangweilig empfunden wird. Unter letzteren befand sich z.B. J.R.R. Tolkien, der ansonsten ein enger Freund und Literaturprofessorenkollege von Lewis war.


Dass auch die Tricksachen so misslungen sind, ist dagegen sehr verwunderlich. Regisseur Andrew Adamson hat doch mit den beiden »Shrek«-Filmen großartige Regiearbeit abgeliefert und ist auch ansonsten mehr so Experte, was Computertricks angeht. Auf sein Konto gehen z.B. auch zwei »Batman«-Filme (als technical supervisor). Nur daran, dass er »Shrek« für DreamWorks gemacht und sich für diesen Film jetzt von dessen Erzrivalen Disney anheuern lassen hat, und dem hinterrücks eins auswischen wollte, kann das doch alles nicht liegen. Dafür ist das Ganze zudem viel zu humorlos zusammengebaut.

Schön, ein paar der Tierfiguren (besonders die Minotauren) sind wirklich schön anzusehen, die Biber sind brüllkomisch, auch die Beine der Faune sind sehr hübsch. Und beim Löwen Aslan hat man sich wohl richtig Mühe gegeben, aber Clarence, der schielende Kumpel von »Daktari«, kam manchmal doch etwas majestätischer daher.

Hauptmusiker Harry Gregson-Williams konnte sich nicht entscheiden, ob seine Kompositionen wie ein Abklatsch von Enya-mäßiger Pseudoreligiosität (das ginge ja noch) oder von hanszimmeriger Pseudoschwere klingen sollten, und so taugen sie im Ergebnis vielleicht für ein bißchen Fahrstuhlberieselung, aber nicht für einen Schlachtenfilm.

Schauspielerisch überzeugend ist allein die bei uns wenig bekannte Tilda Swinton in der Rolle der »Weißen Hexe«. Kunststück aber auch, Schurkenrollen sind immer die ergiebigeren. »Lobend erwähnen« lassen sich vielleicht noch die Darsteller der kleinen Lucy Pevensie (Georgie Henley) und ihres Bruders Edmund (Skandar Keynes). Das wars dann aber auch wirklich.

An »Kamera« dominieren lange Fahrten aus großer Höhe die Szenerie, wie man sie aus »Der Herr der Ringe« kennt. Vielleicht bietet sich Neuseeland ja einfach für sowas an, aber dann ist das in einer Reisedoku wohl eher am Platz. Oder vielleicht wollte auch nur Chefkameramann Donald McAlpine (»Moulin Rouge«, »Mrs. Doubtfire« u.a.) seinem Nachnamen mal Ehre machen indem er möglichst viel schneebedecktes Gebirge von vorne, hinten, oben, unten, links und rechts abfilmt?


Früher hieß es: »Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!« Das haben sich die Macher sogenannter Blockbuster offenbar in letzter Zeit zum Vorbild genommen, und deren erzieherisches Motto heißt jetzt: »Gesehen wird, was auf die Leinwand kommt!« Und darüber geht dann verloren, dass auch bei dieser Art von eigentlich ungenießbarem Spinat die Berechnung des körperlich-geistig verwertbaren Gehalts um mindestens eine Kommastelle fälschlich nach rechts gerutscht ist.

Wers mag, mags mögen. Und wenns den Kinos hilft, die berühmt schlechte Bilanz der letzten Jahre etwas auszugleichen... An schlechten Filmen hats ja nicht gemangelt, nur immer mal wieder an Leuten, die sich diesen Spinat auch anschaun mochten. Das wird diesmal wohl wieder anders, denn die viele Werbung wird sicher fruchten, und in irgendwelchem Trend liegt dieser »König« möglicherweise auch. Für irgendwas ist sowas also vielleicht trotzdem gut.


Nächste Woche kommt ein Neuaufguss von »King Kong« in die deutschen Kinos. Noch son Blockbuster. Seien wir gespannt...