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Irene Dische: »Großmama packt aus« (Fortsetzung)



Dabei ist ihr klar, dass sie persönlich den größten Fehler machte, der die Familie unweigerlich in den Abgrund zog: sie heiratete den zum katholischen Glauben konvertierten Juden Carl Rother. Denn damit fing das Unglück an, der Umzug in eine schlesische Kleinstadt, die zunehmende Diskriminierung durch die antisemitischen Stimmung in der Bevölkerung, die Emigration in die USA nach New Jersey, in Elisabeth Rothers Augen eine »wenig zivilisierte Gegend«. Die eigene Familie, die Gierlichs, brechen den Kontakt ab, Carls Familie wird von den Nazis ermordet bis auf seinen kleinkriminellen Bruden Alfred, der nach Australien flüchten konnte.

Diese existentiellen Einschnitte sind allerdings eher Randnotizen in Elisabeth Rothers Interpretation der Ereignisse. Das Leben geht weiter und Elisabeth Rother steckt mittendrin, was interessiert da die Geschichte. Eine Verbindung zur alten Welt gibt es allerdings: Liesel, das Dienstmädchen aus dem schlesischen Haushalt der Rothers: »sie tat ihre Arbeit gern und konnte gar nicht genug davon bekommen.« Liesel steht glücklicherweise mit beiden Beinen fest auf der Erde, vertritt klare moralische Prinzipien und bleibt der Familie als ordnungsstiftende Konstante auch in der Neuen Welt erhalten.

Irene Dische lässt ihre Großmutter vor dem schrecklichen Hintergrund des Holocaust, der Ermordung der Juden und JüdInnen Europas, eine tragisch bis komische Familiengeschichte erzählen, die Geschichte einer deutschen jüdischen Familie, der es gelang zu überleben, eine Geschichte, die lesenwert ist. Leider verliert sich mitunter der rote Faden, durch etwas mehr Dichte hätte der Roman mit Sicherheit gewonnen.

Irene Dische, »Großmama packt aus«, Hoffmann und Campe, 2005, 364 S., 23 Euro

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