Ziemlich schade ist auch, dass trotz der langen Zeit, die sich der Film nimmt, kaum einer der Spieler Zeit bekommt, sich etwas warmzulaufen. Die meisten der aus den bisherigen Filmen bekannten Figuren zeigen sich zwar, werden aber meist nur einigermaßen pflichtgemäß abgehakt. Auch einige der Neuen bleiben im leicht dümmlichen Klischee, vor lauter Anstrengung der Filmmacher, so viel wie möglich schnell noch unterzubringen. Z.B. von der bösen Karikatur einer Boulevard-Klatsch-Journalistin in Rita Kimmkorn wird nicht so recht verständlich, wozu sie eigentlich da ist und was sie soll. Und damit steht diese Figur nicht allein da.
Ein anderer Neuer hingegen, nämlich der neue Lehrer für die Dunklen Künste, Mad-Eye Moody, ist da eher was Besonderes. Und mit Brendan Gleeson auch glänzend besetzt. Sehr hübsch anzusehen, neben der Leistung des Schauspielers, ist außerdem sein künstliches Auge mit Eigenleben, das Chef-Kameramann Roger Pratt ab und zu Gelegenheit zu etwas Spiel mit der subjektiven Kamera gibt! - Aber das ist mal eine sehr gelungene Einzelheit, doch der Film ist eben 157 Minuten lang und viel zu voll mit Einzelheiten, die oft genug leider irgendwie in der Luft hängen und eben vorkommen. Weil sie wohl vorkommen müssen, aus wer weiß welchen Gründen, auch wenn sie nichts zur Geschichte beitragen.
Überhaupt dürfte einiges eher unverständlich bleiben, wenn man das Buch nicht kennt, dafür wurde an vielen Stellen dann doch zuviel »weggelassen« und das Übriggebliebene zu knapp abgehandelt. Womit sich die Frage aufdrängt, warum nicht noch mehr gestrichen wurde, dafür das dabei Übriggebliebene aber konsequent und zielgerichtet erzählt.
Große Klasse sind allerdings die Effekte. Vielleicht nicht unbedingt filmhistorische Meilensteine, aber gekonnt gemacht, dabei außerdem häufig sehr witzig. Und vor allem gut eingesetzt. Sehr solides Popcorn-Kino und vielleicht das Beste an diesem Film. Wie Harry bei der zweiten Aufgabe im Trimagischen Turnier durch die Algen taucht und was für Wasserwesen ihm da begegnen... Oder wie in jenem Irrgarten bei der dritten Aufgabe plötzlich die Hecken verrückt spielen... Nicht zu reden von den Drachen! - Das ist alles schon ziemlich dolle, und die FSK-Freigabe »ab 12« ist ebenfalls wohl berechtigt, denn schön düster, gruslig und geheimnisvoll, manchmal sogar überraschend bis erschreckend sind manche Bilder wirklich.
Seinen verdienstvollen Höhepunkt hat der Film dann ganz am Ende, beim Showdown zwischen Harry Potter und dem endgültig wieder erwachten Lord Voldemort. Plötzlich ists beinahe, als wäre man in einem ganz anderen Film: hier ist alles dicht erzählt, konsequent inszeniert, die Bewegungen straff und diszipliniert durchchoreografiert. Ein vom Maskenbildner nahezu unkenntlich gemachter Ralph Fiennes spielt dabei seine Rolle als Lord Voldemort so selbstvergessen und stilecht-teuflisch, dass er sogar Harry-Darsteller Daniel Radcliffe so sehr in den Furor seines Spiels hineinsaugt, dass man bei diesem Zweikampf glauben könnte, in Radcliffe stecke womöglich doch ein echter Schauspieler. (Der Gerüchteküche zufolge wird er übrigens grade auch als möglicher Anwärter für die Hauptrolle in einem Thriller über den heranwachsenden James Bond gehandelt.)
Doch, der »beste Potter-Film, den es je gab«, ist dieser Potter-Film schon. Es gelingt Regisseur Newell aber nicht so ganz, sich von den Fesseln zu lösen, die Chris Columbus mit seinen ersten beiden Teilen sich und seinen Nachfolgern angelegt hatte, in seinem seltsamen Ehrgeiz, sich möglichst wortgetreu an die Vorlage zu halten. Der Mexikaner Alfonso Cuarón hat in seiner Inszenierung des dritten Teils gegenüber der Linie der ersten beiden Teile zwar ein paar neue Weichen gestellt, aber wohl doch nicht mutig genug. Oder liegts wirklich nur am bisher immer gleichen Drehbuchautor? Wie auch immer: Etwas schade ist das alles wohl. Aber schön anzuschaun ist der Film dann doch.