Der Eröffnungsfilm: »Urlaub vom Leben«
Von Harald ManningaNeele Leana Vollmar war 2003 schon einmal in Hof mit einem Film vertreten. Für diesen Kurzfilm bekam sie damals den »Kodak-Preis«, der mit vollem Namen eigentlich »Eastman Förderpreis für Nachwuchstalente« heißt. (Eastman = Kodak, ne? Kodacolor, Eastmancolor und so. Wer zu den Firmenverflechtungen und der zugehörigen Filmhistorie mehr wissen will, kann bei wikipedia nachkucken.)
Das Nachwuchstalent hat jetzt zu Ende studiert und als Abschlussarbeit einen abendfüllenden Spielfilm abgeliefert. Eher ungewöhnlich, denn solche Examensarbeiten sollen an der »Filmakademie Baden-Württemberg« eigentlich 60 Minuten nicht überschreiten. Sie durfte trotzdem 25 Minuten draufsetzen, und das war ausgesprochen nett von den Professoren, denn sonst wäre dabei eben nicht dieser sehr schöne Film rausgekommen.
Sein Name ist Rolf Köster (gespielt von Gustav Wöhler), und er ist Sparkassenangestellter. Seine Frau ist Lehrerin, beide haben sie eine 13jährige Tochter und einen 6jährigen Sohn. Die Tochter ist eher Außenseiterin und der Sohn will immer mit dem Kopf durch die Wand, weshalb er ständig einen Helm tragen muss und ungefähr so halbdebil kuckt und spricht, wie er das vor lauter Andotzen auch sollte. Rolf joggt jeden Tag vor dem Frühstück, nimmt dabei aber trotzdem nicht ab. Seine Frau hat ein Verhältnis mit dem Direktor der Schule. In der Sparkassenfiliale kennt er jeden Kunden mit Namen und Vorlieben. Unten im Haus wohnt ein neurotischer Hundebesitzer, der versucht, sich mit dem Verkauf von Bobby-Cars an junge Mütter über Wasser zu halten. Soweit also alles in allem ein gut geregeltes, normales Leben, wie es einem Sparkassenangestellten gebührt.
Plötzlich findet Rolf sein gut geregeltes Leben aber doch buchstäblich zum Kotzen und kriegt zu den normalsten Zeiten einen unüberwindlichen Brechreiz, den er sich selbst erst nicht erklären kann. Sein Chef drängt ihm eine Woche Sonderurlaub auf, damit er sich mal erholt. Wegen der ganz normalen und geregelten Rituale in der Familie bekommt er keine Chance, ihr von diesem Urlaub zu erzählen, woraufhin er gezwungen ist, den eben wirklich für sich zu nutzen. Was sein Leben ziemlich durcheinanderschüttelt ob der neuartigen Erlebnisse, mit denen er sich herumschlagen muss. Und dabei trifft er außerdem noch die abgetickte Taxifahrerin Sophie (wieder mal eine Paraderolle für Meret Becker), die beim Schütteln gut mithilft. Nach und nach merkt Rolf, was er insgeheim wohl immer schon ahnte: dass er augenscheinlich von lauter Verrückten umgeben ist. Und sein Blick aufs Leben wandelt sich sozusagen dramatisch.