Suchen und Trennen machen die dritte Trauerphase aus. Ihr eigen sei auch ein Wechselbad der Gefühle zwischen Verneinung, Trauer, Trost, Ernüchterung und Annehmen, beschreiben die MacherInnen der Website
zeitzuleben.de Noch decken die Hinterbliebenen den Tisch für die verlorene Person mit oder träumen sie herbei. Erst in der vierten Phase entsteht ein neuer Bezug zu sich selbst und zur Außenwelt. Erst jetzt wird die Trennung akzeptiert. Der oder die Trauernde beginnt, sich von überkommenen Gewohnheiten zu lösen und gestaltet sein Leben neu.
Was die Phasen der Trauer so schwierig zu durchleben macht, ist ihre Unberechenbarkeit. Weder lassen sie sich nacheinander abhaken, noch treten sie nur einmal auf. Sie sind nicht deutlich voneinander zu trennen, gehen ineinander über und wechseln sich ab. Wer das Gefühl hat, über den Verlust hinweg gekommen zu sein, wird vielleicht noch nach Jahren von schmerzlicher Trauer und heftigen Gefühlen erwischt. Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo in der Verarbeitung eines Verlusts. In der Starre zu verharren, schützt nicht vor dem Schmerz und verkürzt auch nicht den Heilungsprozess. Es geht allein ums Weiterleben.
Moderne BestattungsritualeDas beginnt mit der kurzen Zeit zwischen dem Tod eines Nahestehenden und seiner Beerdigung. Es gibt Möglichkeiten, sie kostbar und liebevoll zu gestalten. Es gibt alternative Bestattungsunternehmen, deren Betreiber ernsthaft versuchen, Trauernde auf ihnen angemessene Weise zu begleiten. »Die Bleibenden ansprechen, das Vergangene benennen, der Zukunft Sinn weisen« gibt beispielsweise der Fachverband für weltliche Bestattungs- & Trauerkultur als seine Leitlinie aus.
Klaus Westendorf, aktiv im Verband und Leiter der Familienbildungsstätte Steinfurt, findet die Bezeichnung »alternativ« für die moderne Form der Bestattungsrituale irreführend: »Das weckt Assoziationen wie Spektakel und Protest. Aber warum sollte man nicht auch Luftballons steigen lassen dürfen über einer Gruft oder den Angehörigen ermöglichen, den Sarg selbst zu bemalen?«
In Bielefeld gehen die Soziologinnen Monika Noller und Lindy Ziebell als Bestatterinnen neue Wege. Beide haben nach langer Beschäftigung mit dem Thema Tod vor einigen Wochen ihren »Raum für Abschied und Erinnerung« an der August-Bebel-Straße eröffnet. Hier können sich Trauernde in aller Ruhe vom Toten verabschieden, Totenwache halten, beim Waschen und Einkleiden helfen und die Trauerfeier nach eigenen Wünschen planen. »Oft ist mehr möglich, als Sie denken«, sagen Noller und Ziebell.
Beide möchten alle BielefelderInnen ermutigen, sich auch schon vor einem Trauerfall mit Tod, Abschied und Erinnerung zu beschäftigen. Derzeit ist die Ausstellung »Stilleben« der Bielefelder Künstlerin Brigitte Knehans in ihren Räumen zu sehen. Im Herbst sollen Lesungen, Gesprächskreise und Musikabende folgen.
Info:
Bestatterinnen Monika Noller, Lindy Ziebell, www.noller-ziebell.de
Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerfeier e.V., www.batf.de
Fachverband für weltliche Bestattungs- & Trauerkultur, www.tod-kultur.org
Weitere Quellen: www.zeitzuleben.de www.deathclock.com
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