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Willige Gebührenzahler (13.07.2005)





Großes Kino: Wer studiert, muss auch zahlen. CineMaxx ist schließlich auch nicht umsonst




Eigentlich wollte das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren die Studierenden darauf aufmerksam machen, dass die neue Landesregierung im kommenden Jahr Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester einführen will. Aber die Nachwuchsakademiker waren bereits gestern bereit Eintritt in die Universität zu zahlen.


Von Mario A. Sarcletti

Schilder wiesen die Studierenden am gestrigen Dienstag vor dem Uni-Haupteingang an, ihre Mensakarte bereit zu halten. Fünf Euro würden per Lesegerät für einen Uni-Tag von der Karte abgebucht. Ein Hinweis der »Koordinierungsstelle für Gebührenabwicklung« verbot zudem, die Hochschule durch einen Nebeneingang zu betreten. Denn im Haupteingang standen Tische, Mitglieder des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren (ABS) standen als Security davor.

Wer keine fünf Euro mehr auf seiner Karte hatte, sollte auf einer Liste unterschreiben und seinen Namen und die Matrikelnummer eintragen. »Du bekommst dann eine Rechnung«, erklärte ein ABSler den Studierenden. Nur wenige protestierten, andere versuchten durch den Hintereingang zum Studium zu kommen. »Dann gehen wir wieder nach Hause und machen heute blau«, beschlossen andere. Etwa 1500 Studierende aber hinterließen brav ihre Daten. Auch bei der direkten Abbuchung von der Mensakarte gab es kaum Proteste. »Mindestens jeder Vierte hat anstandslos bezahlt«, berichtete einer der ABS-Aktivisten.

Gerade kommt eine Studentin an sein Terminal. Auch sie zückt ungerührt die Mensa-Karte. Auf die Frage, warum sie einfach so bezahlt hat, erklärt sie: »Wenn das Geld der Universität zugute kommt, zahl ich gern. Denn mich kotzt das hier im Moment total an«. Eine andere begründet ihre Zahlungswilligkeit damit, dass sie kurz vor dem Examen stehe. »Ich krieg im Moment sowieso nichts mehr mit«, beschreibt sie ihre psychische Verfassung.

Ist die Haltung der Bielefelder Studierenden repräsentativ für alle nordrhein-westfälischen Studierenden, braucht die schwarz-gelbe Landesregierung also keine Angst vor der Gebühreneinführung zu haben. Dann hätte das Bielefelder ABS doch tatsächlich das getan, was es ironisch angekündigt hatte. »Um der Landesregierung die Einführung von Studiengebühren zu erleichtern, testen Studierende in einem selbst initiierten Modellversuch die Bereitschaft ihrer Mitstudierenden Eintritt für die Uni zu bezahlen«, heißt es in einem Schreiben an die Presse.

Weiter teilt das ABS-Bielefeld mit: »Sollten Studierende den satirischen Charakter der Aktion tatsächlich übersehen, werden eventuelle Einnahmen selbstverständlich dem Land zufließen«. Dies sei nur konsequent, da die Erfahrung zeige, dass Studiengebühren stets dem Land zufließen – und die Hochschulen im Endeffekt keinen Nutzen aus ihnen ziehen würden. Realistisch war übrigens auch die Höhe der Gebühren. Etwa 100 Vorlesungstage hat ein Semester, macht fünf Euro pro Uni-Tag. Die Studierenden würden sie wohl bezahlen. »Auch wenn damit offensichtlich keiner glücklich war«, sagt dazu Ingo Bowitz, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses AStA. »Das merkte man auch an den Gesprächen den ganzen Tag über in der Uni«, beschreibt er, dass die Aktion durchaus für Aufsehen sorgte. »Aber vor zehn, fünfzehn Jahren hätte es Randale gegeben«, sagt dazu ein Langzeitstudent.