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Pacht mal Acht für Grabeland? (13.07.2005)



Auf mehr als 1.000 Parzellen städtischen Lands bauen Bielefelderinnen und Bielefelder Gemüse an. Grabeland heißen diese Flächen, geht es nach dem Immobilienservicebetrieb soll sich die Pacht für sie bis 2009 verachtfachen. Die Pächter wollen das so nicht hinnehmen.



Von Mario A. Sarcletti

1007 Parzellen Brachland stellt die Stadt Bielefeld ihren Bürgern zur Verfügung. Für eine geringe Pacht können diese darauf Gemüse anbauen. Einer von ihnen ist Peter Ullrich, für seine 200 Quadratmeter große Parzelle am Wickenkamp bezahlt er laut Pachtvertrag jährlich gut 40 Euro an die Stadt. »Bei uns am Wickenkamp herrscht Übereinstimmung, dass das keine hohe Pacht ist«, erklärt er. Deshalb hätte sich auch keiner beschwert, als 2001 die Pacht verdoppelt wurde. Dass sie aber bis 2009 noch einmal verachtfacht werden soll, sorgt für Unruhe am Wickenkamp.

Etwa 420 Euro soll Peter Ullrich dann jährlich bezahlen. »Das ist mehr als Bekannte von mir für ihren Schrebergarten bezahlen«, wundert er sich. Und zwar erheblich mehr: »Ein Freund von mir zahlt für 300 Quadratmeter 175 Euro«, nennt Ullrich ein Beispiel. Dass er sich wundert, ist verständlich. Denn immerhin haben die Schrebergärten Wasser und Stromanschluss, außerdem darf auf ihnen auch eine Laube errichtet werden. Das alles ist auf Grabeland, auf dem auch keine Bäume gepflanzt werden dürfen, nicht vorhanden.

Der Grund dafür ist, dass die Pacht für Kleingärten per Bundeskleingartengesetz geregelt ist. Danach darf die Pacht für sie maximal das vierfache der ortsüblichen Pacht für gewerblichen Obstanbau betragen. »Die Kleingärtner haben neben den Rechten auch Pflichten«, erklärt Dietmar Schlüter vom Presseamt der Stadt Bielefeld den Unterschied zwischen Schrebergarten und Grabeland. Kleingärtner müssten ihr Grundstück besonders pflegen, damit es ins Gesamtbild eines Grünzuges passt.


Pacht soll Kosten decken

Schlüter legt wert auf die Feststellung, dass die Erhöhung noch nicht beschlossen sei. »Die Vorlage des Immobilienservicetriebs wurde im Werksausschuss doch nicht mehr wie geplant vor der Sommerpause behandelt«, erklärt er. Jetzt berät der erst im Herbst über die Pläne, danach müssen noch die Bezirksvertretungen entscheiden. Dietmar Schlüter kennt auch den Hintergrund der Vorlage: »Der ISB will die Pacht erhöhen, damit sie kostendeckend ist«, erklärt er.

Peter Ullrich hat Verständnis dafür, dass der ISB in Zeiten leerer kommunaler Kassen die Kosten für Steuern sowie Personal- und Sachmittel wieder einnehmen will. Die Verachtfachung der Pacht ist für ihn aber nicht nachvollziehbar. So gebe es zum Beispiel für die Grabeländer keine Reinigung. »Das machen die Leute alles selber«, berichtet er. Er wundert sich deshalb, dass die Stadt Reinigungskosten ansetzen will. Gemeinsam mit anderen will er deshalb recherchieren, wie der ISB auf die hohe Pacht kommt.

Danach wollen er und einige Mitstreiter vom Wickenkamp Kontakt zu anderen Grabeländern aufnehmen, eventuell soll eine Bürgerinitiative gegen die Pachterhöhung gegründet werden. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass viele Bürger sein Anliegen unterstützen, denn viele sind betroffen. Auf drei- bis viertausend Personen schätzt er die Zahl der Menschen, die ihr Gemüse zumindest teilweise selbst anbauen.