»Antideutsche« Flaggenparade (Teil 2)
Man sei um die Außenwirkung besorgt, begründet Zucht die Kündigung, die Veranstaltung der Antideutschen könnte der Bürgerwache zugeschrieben werden. Dass sie das nicht will, ist verständlich: In ihrer Satzung heißt es, dass die Bürgerinitiative »der Völkerverständigung und interkulturellen Toleranz verpflichtet« ist. Die Gruppe 8. Mai hingegen kritisiert in der Veranstaltungsankündigung die deutsche »Friedenspolitik«. »Der Kniefall vor der Andersartigkeit der islamischen Welt und die damit einhergehende Toleranz gegenüber dem Antisemitismus wiederholen sich auf nationaler Ebene als Toleranzangebot gegenüber fremden Kulturen«, finden die Antideutschen.
Die Antifa-West kritisiert das Schreiben in einer Stellungnahme, die auch in den Fenstern der Bürgerwache hängt: »Während Opfer und Überlebende des nationalsozialistischen Terrors ihre Erfahrungen in dem Slogan Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus bündelten, gerät dieser Gruppe ihr Aufruf zur Befürwortung von Militarismus und neuem Krieg«, heißt es. Die Antifa-West befürchtete im Vorfeld ob eines Vortrags von Justus Wertmüller mit dem Titel »Antirassismus als neuer Antisemitismus« von der Zeitschrift »bahamas« »Schlimmes«.
Tatsächlich titelt die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift unter dem Foto des Rechtspopulisten Theo von Gogh: »Preisgegeben von der multikulturellen Gesellschaft von Djihadisten ermordet«. Die Antifa-West fühlt sich an Slogans von Rechtsaußen erinnert: »In typischer NPD-Manier wird hier eine einzelne mörderische Gewalttat eines Migranten als Argument gegen die Realität der multikulturellen Gesellschaft verwendet«, kritisiert die in der Bürgerwache beheimatete Initiative.
Zu der in der Satzung der Bürgerwache verankerten »interkulturellen Toleranz« passen die »Argumente« der Gruppe 8. Mai tatsächlich nicht. Deshalb will die Bürgerinitiative den Widerspruch gegen die einstweilige Anordnung weiter verfolgen. Nur damit kein falscher Eindruck entsteht. Auch am Sonntag bezog die Bürgerwache Position. Die Kaffeewirtschaft auf dem Siegfriedplatz blieb geschlossen. Wäre das Wetter schöner gewesen, hätte der »Betreibsausflug« richtig Geld gekostet. Aber das war der Bürgerwache die Distanzierung von den Antideutschen wert.