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»Antideutsche« Flaggenparade (11.05.2005)





Kein Flaggenladen, sondern Kommunikationszentrale der Antideutschen während der Veranstaltung am Samstag auf dem Siegfriedplatz




Knapp fünfzig Personen fanden sich am 8. Mai zur Feier des »Sieges über Deutschland« vor 60 Jahren auf dem Siegfriedplatz ein. Neben allerlei Nationalflaggen erwarteten die Besucher der Veranstaltung Swing-Musik, Redebeiträge und zwei Filmvorführungen. Letztere wären beinahe daran gescheitert, dass die BürgerInnenwache den Mietvertrag mit den Veranstaltern, dem »Friedensbüro e.V. – Bildungswerk Lippe« und einer »Gruppe 8. Mai« kündigen wollte. Aber das Amtsgericht entschied zu Gunsten der Klage der »Antideutschen«.



Von Mario A. Sarcletti

Kopfschütteln erzeugt bei einigen Passanten, die am Sonntag über den Siegfriedplatz flanieren, das Ambiente, in dem sich etwa fünfzig »Antideutsche« zum 8. Mai auf dem zentralen Platz des Bielefelder Westens tummeln. Israelische und sowjetische Fahnen zieren den zur Bühne umfunktionierten LKW und die davor platzierten Pavillons, aber auch die nationalen Symbole der USA und Großbritanniens flattern im Wind.

Gegenüber der Kundgebung der »Antideutschen« aus dem Spektrum der Zeitschrift »bahamas« und der Detmolder »Georg-Weerth-Gesellschaft« beobachten Menschen aus dem Umfeld von BürgerInnenwache und Antifa-West die Szenerie. Eigentlich hatte die antifaschistische Initiative angekündigt, den Tag woanders zu feiern. Einige wollten sich aber doch den »antideutschen Sektenzirkus« nicht entgehen lassen und beäugen feixend die Kundgebung, bei der tatsächlich einige tatsächlich kleine US-Fähnchen schwenken. Die Antideutschen waren Befürworter des Kriegs gegen den Irak.

Die Flaggenfreunde müssen sich etwas gedulden, bevor sie den Reden ihrer Vordenker lauschen können, erst einmal streikt die Technik. Für etwa eine Stunde wird die Panne mit Swing-Musik überbrückt, dann können die Redner bedingungslose Solidarität mit Israel und seiner Regierung oder auch eine härtere Gangart der Bush-Regierung gegen den Iran fordern. Daneben werden die Filme »Drei Kugeln und ein totes Kind« von der Journalistin Esther Schapira und »Nacht und Nebel« von Alain Resnais in der Bürgerwache gezeigt.

Die Filmvorführungen wären fast an einem Veto der Bürgerinitiative BürgerInnenwache e.V. gescheitert. Die wollte nämlich die Mietverträge kündigen, nachdem sie herausfand, mit wem sie da den Vertrag geschlossen hatten. Auf Antrag der Mieter erließ jedoch das Amtsgericht eine einstweilige Anordnung, die ihnen das Nutzungsrecht für einen Raum zusprach. Morten Hunke von der Gruppe 8. Mai wirft der Bürgerwache Zensur vor und sieht sie »in illustrer Tradition«, wie er von der Bühne verkündet. Auch die Adenauer-Regierung hätte sich gegen den Film von Resnais über den Holocaust gewandt und erreicht, dass er bei den Filmfestspielen in Cannes und Oberhausen nicht im offiziellen Programm laufen durfte.

Ulrich Zucht vom Vorstand der Bürgerwache hält den Vorwurf der Zensur für Quatsch. Er verwahrt sich gegen die Darstellung der Gruppe. »Es geht überhaupt nicht um die Filme, sondern darum, dass wir uns nicht vor einen Karren spannen lassen wollen«, sagt Zucht zum WebWecker. Von den Initiatoren fühlt sich Zucht »verarscht«. »Da kam irgendjemand bei uns rein und will einen Raum für eine Filmvorführung am 8.Mai. Als das Flugblatt der »Gruppe 8. Mai« auftauchte, war dann klar, dass da auch eine Veranstaltung dranhängt«, begründet Zucht die Kündigung des Mietvertrages. Bei der Bürgerinitiative werde immer schon unterschieden, ob es sich bei einer Veranstaltung um eine interne oder eine öffentliche handle. Auch bei einer christlichen Veranstaltung auf dem Siegfriedplatz vor einigen Jahren, hätte die Bürgerwache keine Räume zur Verfügung gestellt.