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Globalisierung in der Fußgängerzone (Teil 2)





H & M Spring Collection: Nicht nur im Zeichen des Frühlings, sondern auch der Sprünge über den Globus


Von da aus geht es für die Hose nach Europa, der Stoff wird in Polen gewebt. »Dazu kann man sagen, dass viele polnische Arbeiter am typischen Weberhusten leiden«, erklärt Patricia. Aus Frankreich kommt der Einnäher mit den Pflegeanleitungen, aus Schweden das Schnittmuster, nach dem der Stoff dann auf den Philippinen zusammengenäht wird. In Griechenland wird die Hose schließlich mit Bimsstein bearbeitet, durch den sie das aktuell angesagte Aussehen einer getragenen Hose bekommt.

Auch hier versuchen die drei jungen Stadtführer mit ihren Zuhörern Alternativen zu entwickeln. »Man kann fair gehandelte Kleidung kaufen oder einfach auch weniger«, meint Felix. Patricia erinnert daran, dass die »Deutschen tatsächlich gut betucht« sind: Vierzig bis siebzig Kleidungsstücke kauft der durchschnittliche Bundesbürger pro Jahr. »Man sollte sich einfach mal von der Wegwerf- und Konsummentalität verabschieden«, empfiehlt sie eine Möglichkeit, gegen die prekären Beschäftigungsverhältnisse in der Textilproduktion in Asien zu protestieren, die auch den eigenen Geldbeutel schont.

Ein Mitarbeiter des Welthauses, der an der Führung teilnimmt, ist mit der Lösung nicht ganz glücklich. »Wenn wir weniger kaufen, gibt es aber auch weniger Arbeit in den Ländern«, befürchtet er. Patricia hat für ihn noch eine weitere Alternative. »Man kann natürlich auch kucken, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern«, regt sie an. Eine Möglichkeit sei die KundInnenkarte der »Kampagne für ’Saubere’ Kleidung«, die vor allem von christlichen Initiativen getragen wird. Die »An die Geschäftsführung« adressierten Kärtchen, auf denen für »saubere Produktionsbedingungen« geworben wird, sollen Konsumenten an der Kasse von Textilgeschäften abgeben.

Die eher unsauberen Bedingungen in einer Textilfabrik in Mittelamerika zeigt Patricia anhand eines Fotos. »Das erinnert doch an ein Bild aus Deutschland«, sagt sie. Tatsächlich denkt man bei dem Bild unwillkürlich an »Die Weber«. Der augenscheinlichste Unterschied zu den Webereien in Deutschland zur Mitte des 19. Jahrhunderts ist eine Videokamera, auch die Adidas-Trikots, die in der Fabrik produziert wurden, gab es damals noch nicht. Ansonsten erinnern die Arbeitsbedingungen an in Europa vergangene Zeiten. »Die Menschen arbeiten zehn bis zwölf Stunden pro Tag und dürfen nur zwei Mal zur Toilette«, erzählt Patricia. Gewerkschaften seien verboten, die Videokameras sollten auch verhindern, dass sich die Arbeiterinnen zusammenschließen. Immerhin habe die Kampagne für »Saubere« Kleidung erreicht, dass die Kameras auf den Toiletten abgebaut wurden.

Von H & M geht es ein paar Meter weiter zu Tchibo. Vorher suchen die alternativen Stadtführer aber noch »jemand Mutigen«. Eine junge Frau meldet sich und schlüpft in einen weißen Overall und Handschuhe, in die Hand bekommt sie einen Kanister. Ein Etikett beschreibt dessen Inhalt als »Baysistol«, ein »Pflanzenschutzmittel« der Firma Bayer. »Versuch doch mal die Sicherheitshinweise zu entziffern«, fordert Lena das Versuchskaninchen auf. »Das kann ich nicht, ich kann kein Spanisch«, entgegnet die junge Frau. »Siehst du, so geht es auch den Leuten, die auf den Kaffeeplantagen arbeiten«, freut sich Lena über den Lerneffekt und berichtet, dass die Plantagenarbeiter, die die Kaffeebohnen von Hand ernten, sich zudem keine Schutzkleidung leisten könnten. Schwere Erkrankungen seien die Folge der Arbeit auf den Plantagen, an der oft auch Kinder mitwirkten.