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4.000 Unterschriften für die Horte (16.03.2005)








Von Manfred Horn

Die Gewerkschaft ver.di, der Stadtelternrat und die Elterninitiative Auf dem Rennplatz haben am vergangenen Donnerstag über 4.000 Unterschriften an den Sozialdezernenten Tim Kähler übergeben. Sie wollen, dass die Horte in Bielefeld erhalten bleiben.

Zur Zeit gibt es in Bielefeld über 900 Hortplätze, gut die Hälfte davon in städtischer Verwaltung. Die anderen Plätze stellen Träger der freien Wohlfahrtshilfe zur Verfügung. In Horten werden Schulkinder vor und nach der Schule betreut. Ihr Bestand ist ab 2007 bedroht, weil dann das Land dann vor allem die Offenen Ganztagsgrundschulen fördern wird. In NRW sind in diesem Schuljahr bereits 35.000 Kinder in über 700 Grundschulen in einer solchen Grundschule, die ein Nachmittagsangebot bereithält. In Bielefeld begannen im Schuljahr 2003/2004 zwei Schulen, inzwischen sind es elf. Im Schnitt sollen NRW-weit bis zum Jahr 2007 ein Viertel aller Grundschulen ein Ganztagsangebot haben.

ver.di steht den offenen Ganztagsgrundschulen skeptisch gegenüber: Sie dürften nur ein zusätzliches Angebot zu den bestehenden Hortplätzen sein, da die aktuellen Standards der Schulen bis in den Nachmittag denen der Horte nicht genügten. »Horte haben viele Vorteile: Ein Angebot auch in den Schulferien und mehr Flexibilität. So ist möglich, dass Kind beim Geburtstag abzumelden. Dies geht in der Offenen Ganztagsgrundschule nicht«, erklärt Holger Rottmann, Gewerkschaftssekretär bei ver.di im Bezirk Bielefeld/ Gütersloh.

Auch sei die Betreuung durch qualifiziertes Personal in Horten besser: Eine Hortgruppe bestehe aus 20 Kindern, die von einer Vollzeitkraft betreut werden. In der offenen Ganztagsschule werden dagegen 25 Kinder von einer Halbtagskraft betreut, erklärt ver.di Bielefeld. Die Hortangebote reichen bis zum 14. Lebensjahr, während die Nachmittagsbetreuung in der Grundschule nach der 4. Klasse, also mit dem 10. Lebensjahr, zu Ende sind.

ver.di verweist auch darauf, dass ErzieherInnen, die heute noch in Horten arbeiten, ab 2007 auf der Straße stehen könnten. Denn im Nachmittagsbereich der Schulen werde kaum mit qualifiziertem Personal gearbeitet: »Da reicht als Qualifizierung schon, ein Kind erzogen zu haben«. Sozialdezernent Kähler zeigte bei der Unterschriftenübergabe Verständnis, verwies aber auf die finanziellen Zwänge. Letztlich liegt die Entscheidung aber auch nicht bei der Verwaltung, sondern bei der Politik. Die setzt sich in Bielefeld inzwischen überfraktionell für die Offene Ganztagsgrundschule ein.


Kombipack Kindergarten und Hort?

Bis 2007 muss die Politik nun ein Konzept erarbeiten, was mit den Horten passieren soll. Die Landesmittel machten bisher rund ein Drittel der Finanzierung der Horte aus, den großen Rest mussten die Stadt beziehungsweise die Träger der freien Wohlfahrtspflege selbst aufbringen. Unwahrscheinlich, dass die die Horte ohne die Mittel vom Land weiterfinanzieren. Eine mögliche Richtung: Die Kombination von Hortgruppen mit Kindergartengruppen. Dies werde inzwischen vereinzelt angeboten, erklärt Dirk Wittler, Abteilungsleiter für städtische Kindertageseinrichtungen im Amt für Schule und Kinder- und Jugendeinrichtungen. Und zwar dort, wo die Bewerberzahlen um Plätze rückläufig sind. Denn die Stadt hat einen gesetzlichen Auftrag, für Drei- bis Siebenjährige genügend Kindergartenplätze bereitzustellen. Diese Vorgabe erfüllt sie bis heute nicht.

»Klar ist, dass da nicht 14-jährige mit dreijährigen in eine Gruppe kommen«, sagt Wittler. Man achte darauf, dass zum Beispiel Fünfjährige mit Kindern, die in der ersten und zweiten Klasse sind, zusammenkommen. Aber in Horten gebe es eh kein starres Gruppensystem, ergänzt er. Die Kinder können die Gruppen und Angebote im Haus wechseln. Diese Vermischung von Kindergarten und Hort könnte ab 2007 zum Regelfall werden. Noch aber gibt es genügend Anmeldungen für Horte, trotz der Offenen Ganztagsgrundschule. Im Gegenteil, viele Horte haben Wartelisten.