Auf seiner letzten Sitzung in diesem Jahr nahm der Senat der Universität Bielefeld in der vergangenen Woche die »Zielvereinbarungen 2006« zwischen der Hochschule und dem nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium zur Kenntnis. So richtig begeistert war keiner der Senatoren über das Vertragswerk. Außerdem befasste sich der Senat mit Studiengebühren, die das Gremium eher skeptisch beurteilt.Von Mario A. Sarcletti»Enttäuschend« nannte der Physik-Professor Ulrich Heinzmann in der Senatssitzung am vergangenen Mittwoch die Zielvereinbarungen II des so genannten Hochschulkonzepts 2010. Die Vereinbarungen schreiben die für die Jahre 2002 - 2004 fort und weisen den Weg für die künftige Entwicklung der Hochschule. Im Gegenzug erhält die Universität Mittel aus dem Innovationsfonds des Landes. »Es ist ein Mäuschen herausgekommen, was das betrifft, was das Land einbringt«, kritisiert Ulrich Heinzmann das Engagement des Landes.
Auch Rektor Dieter Timmermann bewertet die Zielvereinbarungen nicht gerade euphorisch. »Das sind letztendlich Peanuts, die unter dem Strich herauskommen«, sagt der Bildungsplaner. 1,1 Millionen erhält die Hochschule aus dem Innovationsfonds im kommenden Jahr, das entspricht 5,82 Prozent der zu verteilenden Gesamtsumme. »Die ist abhängig von den Stellen, die eingespart werden«, erklärt Timmermann, woraus der Fonds gespeist wird, nämlich aus dem, was die Hochschulen des Landes zuvor im Personalbereich gekürzt hatten. »Die Mittel werden aber nicht nach Qualität verteilt«, moniert Timmermann, der beim Land Probleme sieht »die Leistungsorientierung in Handeln umzusetzen«.
Die Gelder werden vor allem den Naturwissenschaften zugute kommen. Dass die Universität sich immer mehr in diese Richtung entwickelt, war bereits in den Zielvereinbarungen I und dem Qualitätspakt 1999 klar geworden. Drei der vier »Profilbereiche« betreffen naturwissenschaftliche Forschung, einer die Gesellschaftswissenschaften. Dass es genau vier Bereiche sein sollten, war eine Vorgabe aus Düsseldorf. »Es hätten auch drei oder fünf oder sechs Forschungsschwerpunkte sein können. Aber wenn die Politik entscheidet, dass es vier sein sollen, dann werden es eben vier«, lässt Kanzler Hans-Jürgen Simm durchblicken, dass diese Entscheidung für ihn auch nur begrenzt nachvollziehbar ist.
Beteiligung am »Exzellenzwettbewerb«Weil es eben vier sein sollten, wurden die Historische Politikforschung und der Forschungsbereich zu Globalität und Weltgesellschaft zu einem der Profile zusammengefasst, in dem die Hochschule zukünftig Spitzenleistungen hervorbringen soll. Außerdem soll sie sich mit den Profilbereichen am bundesweiten »Exzellenzwettbewerb« beteiligen. Die historische Politikforschung umfasst vor allem den Sonderforschungsbereich »Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte«, in dem die Grenze zwischen Politischem und Nicht-Politischem untersucht wird. Am »Institut für Weltgesellschaft« werden gesellschaftliche Zusammenhänge unter dem Blickwinkel globaler Entwicklungen beobachtet.
Während diese beiden Profilbereiche eher willkürlich zu einem zusammengefasst wurden, kooperieren Genomforschung und Bioinformatik bereits sehr weitgehend mit der Biophysik und den Nanowissenschaften, die kleinste Teilchen erforschen. So wurde jüngst der Grundstein für ein gemeinsames Laborgebäude des CeBiTec gelegt, in dem diese Forschungsrichtungen zusammenarbeiten. Dennoch dürfen Nanowissenschaften und Genomforschung zwei getrennte Profilbereiche sein.