Webwecker Bielefeld: unikraft01

Uni Bielefeld liefert Blaupausen (01.12.2004)





Angeregt: Uni-Rektor Dieter Timmermann und Hannelore Kraft





Nach ihrem Besuch an der Universität Bielefeld zeigte sich NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft beeindruckt von den Reformbemühungen der Hochschule. Dass die Reformen nicht ohne Probleme sind, erfuhr sie auch bei einem Treffen mit Studierendenvertretern.

Von Mario A. Sarcletti

»Hanni, die Karteileichen fehlen«, begrüßte ein Transparent des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft in der Universität Bielefeld am vergangenen Freitag. Es bezog sich auf eine Äußerung der Ministerin, in der sie die Studiengebühren für so genannte Langzeitstudierende vertrat, da die die Karteileichen an den Universitäten aussortiert hätten. Auf die mehr als 130.000 Gebührenbescheide reagierte etwa ein Viertel der Betroffenen mit Zahlung der 650 Euro, über 60.000 haben sich aus den Hochschulen des Landes verabschiedet. In Bielefeld relativierte Kraft ihre Einschätzung: Sie sei verkürzt wiedergegeben worden, sagte sie: »Wir haben Karteileichen aussortiert, aber wir haben auch welche verloren, um die es mir leid tut.«

Überhaupt war Kraft am vergangenen Freitag auf Schmusekurs mit den Studierenden. Fast eine Stunde stellte sie sich im AStA deren Problemen mit der neuen Bildungslandschaft. »Es waren viele Studierende der neuen Bachelor-Studiengänge da, die frei von der Leber weg erzählen konnten, was ihre Probleme sind«, beschreibt Christian Baier, AStA-Referent für Bildungspolitik das Gespräch, und freut sich darüber, dass Kraft den Studierenden Gehör schenkte.

Zu den Problemen gehört auch die schleppende Bearbeitung von BAFöG-Anträgen durch das Studentenwerk in Bielefeld. »Ich habe da einen ganz konkreten Arbeitsauftrag mitgenommen«, sagt Hannelore Kraft. Der lautet, die BAFöG-Ämter darauf hinzuweisen, dass die Anträge auf Ausbildungsförderung Priorität besitzen. Zu Semesterbeginn war es zu Verzögerungen gekommen, da das Bielefelder BAFöG-Amt mit dem Abgleich der Angaben der BAFöG-Empfänger mit dem Bundesamt für Finanzen beschäftigt war, um eventuellen »BAFöG-Betrügern« auf die Spur zu kommen. »Es kann nicht sein, dass der Datenabgleich Vorrang vor der Antragsbearbeitung hat«, sagte in diesem Zusammenhang auch der Kanzler der Universität, Hans-Jürgen Simm.

Nach dem knapp einstündigen Gespräch mit den Studierenden besuchte Kraft zwei prestigeträchtige Forschungsbereiche der Universität, das Centrum für Biotechnologie (CEBITEC) und den Forschungsbereich Interaktive Intelligente Systeme. Im CEBITEC erhielt sie Einblick in die Genom-Sequenzierung, die Analyse des Erbguts. In der Technischen Fakultät wurde der Ministerin eine Roboterhand, die mit Menschen kommuniziert, präsentiert. »Es war beeindruckend, was hier geleistet wird«, beschreibt Hannelore Kraft ihre Eindrücke von der Führung. Ihr Lob verband sie mit der Aufforderung an die Hochschule, sich am Exzellenzwettbewerb des Bundes zu beteiligen. »Ich erwarte, dass Bielefeld da erfolgreich ist«, gab sie die Marschroute vor.

Ebenso positiv äußert sie sich über ihren Gesamteindruck von ihrem Antrittsbesuch an der Universität. Dass der erst zwei Jahre nach ihrer Amtsübernahme erfolgt, sei dadurch bedingt, dass sie der Hochschule noch als Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten einen Besuch abstattete. Mit der Qualität der Uni Bielefeld habe das nichts zu tun. »Im Gegenteil: Ich bin stolz auf diese Hochschule«, verkündet Kraft.