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Dr. Rath gefährdet das Leben von Aids-Kranken (08.12.2004)



Aus Sicht der Bielefelder BUKO-Pharmakampagne gefährdet der »Vitamin-Guru Dr. Rath« mit einer Propaganda-Aktion das Leben von HIV-Infizierten in Südafrika und spiele damit denjenigen in Südafrika in die Hände, die einen Zusammenhang zwischen dem HI-Virus und Aids bestreiten. Die Treatment Action Campaign (TAC), die sich seit Jahren für die Behandlung der Aids-Kranken in Südafrika einsetzt, ist Ziel der Desinformationskampagne von Rath.

Matthias Rath ist omnipräsent und hat auch das Geld für großflächige Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen in Deutschland. Dabei wirbt er für seine Behandlungsmethoden, die deutlich von denen der Schulmedizin abweichen. Mit hochdosierten Vitamingaben will er Krankheiten wie Krebs und Herzinfarkt bekämpfen. Dabei spiele er sich als »Menschenretter gegen die Machenschaften der Pharmaindustrie auf«, schreibt die BUKO-Pharmakampagne. Rath wettere zwar gegen die Patente der großen Konzerne, lasse seine eigenen Produkte, die er vor allem über das Internet verkauft, aber ebenfalls patentieren.

Nun hat Rath auch AIDS entdeckt. Was er in Südafrika – ein Land mit über fünf Millionen HIV-Infizierten – treibe, sei »beispiellos«, erklärt Christiane Fischer von der BUKO-Pharmakampagne. Rath trete in Südafrika als traditioneller Heiler auf, der seine Vitamin-Produkte als wirksamere Alternative zu den AIDS-Medikamenten preise.

»Dies bedroht unsere Arbeit«, erklärt Nathan Geffen von der Treatment Action Campaign (TAC), einer südafrikanischen Nichtregierungsorganisation, die sich für preiswerte AIDS-Medikamente in Südafrika einsetzt. Denn bisher haben weniger als ein Prozent derjenigen, bei denen die Krankheit ausgebrochen ist, Zugang zu lebensverlängernden AIDS-Medikamenten.

Erst nach jahrelangem Ringen war die südafrikanische Regierung bereit, einen nationalen Behandlungsplan ins Leben zu rufen. In diesem Jahr hat Südafrika damit begonnen, selbst AIDS-Medikamente nachzuproduzieren. Diese sogenannten Generika sind wesentlich günstiger als die Orignalprodukte der Pharmaindustrie, und doch genauso wirksam. 39 transnationale Pharmafirmen, darunter auch das deutsche Unternehmen Boehringer Ingelheim hatten Südafrika 1998 verklagt und wollten damit den Zugang zu preiswerten Aids-Medikamenten verhindern.

TAC brachte die Klage der Konzerne weltweit in die Medien, in einer großen internationalen Koalition von Nichtregierungsorganisationen und Betroffenen gelang es, die Pharmaunternehmen 2001 zum Rückzug der Klage zu bewegen. Diese erteilten aber erst Anfang 2004 nach weiterem langem Ringen Lizenzen zur Herstellung von Aids-Medikamenten.

TAC musste aber auch den Widerstand der südafrikanischen Regierung überwinden, aus deren Kreisen Behauptungen kamen, dass der HI-Virus nicht zu Aids führe oder dass Aids mit Knoblauch zu heilen sei. Erst in jahrelanger mühsamer Arbeit konnte die südafrikanische Regierung davon überzeugt werden, wie Aids übertragen wird und therapiert werden kann.
Die BUKO-Pharmakampagne sieht genauso mit TAC diesen Erfolg jahrerlanger Arbeit bedroht. Die südafrikanische »Vereinigung traditioneller HeilerInnen« (THO) ruft gemeinsam mit Rath zum »Zugang für alle zu traditioneller Medizin und korrekter Information« auf und proklamiert »das Recht zu heilen«. Sie organisiert Demonstrationen gegen TAC. »Die Heiler und Rath diskreditieren TAC«, stellt Claudia Fischer heraus. Rath stelle zusammen mit der THO die Behauptung auf, dass TAC ein verlängerter Arm der internationalen Pharmaindustrie sei und nur deren Interessen verträte.

Dabei habe es jahrelang eine gute Zusammenarbeit mit traditionellen Heilern gegeben, berichtet TAC. Die Heiler genießen ein hohes Ansehen in der Bevölkerung und sind wichtig für eine effektive Kampagne gegen AIDS. Erst durch Rath sei die Zusammenarbeit nun nicht mehr möglich.