Webwecker Bielefeld: weltaidstag01

Was wir nicht wollen – AIDS (08.12.2004)





Taktiler Test: Wie ziehe ich ein Kondom auf?



Am 1. Dezember war Weltaidstag. Seit Jahren wird dieser Tag genutzt, um auf die Probleme mit der nach wie vor nicht heilbaren Krankheit aufmerksam zu machen. In diesem Jahr standen Frauen und Mädchen im Zentrum der Kampagne mit dem Motto: »Wir wissen, was wir wollen: Leben. Lieben. Schutz vor HIV«.


Von Manfred Horn

Mehr als 22 Millionen Menschen sind seit der Entdeckung von AIDS Anfang der 1980er Jahre an der Immunschwäche-Krankheit gestorben. Geschätzte 40 Millionen Menschen leben heute mit einer HIV-Infektion. In vielen Ländern in Afrika ist die Lage dramatisch, starke Zunahmen werden in osteuropäischen Staaten registriert. Obwohl die Lage in der Bundesrepublik relativ gut ist, gibt es auch hier überhaupt keinen Grund zur Entwarnung.

Im Gegenteil: Weil AIDS aus den Schlagzeilen geraten ist, tut Aufklärung dringend Not. Denn die Gefahr ist offensichtlich: Jugendliche nehmen AIDS nicht mehr ernst, verzichten auf geschützten Geschlechtsverkehr. Ein inzwischen bewährtes Bündnis von AIDS-Beratungsstellen aus Bielefeld und dem Kreis Herford hatte deshalb auch in diesem Jahr wieder über 2.000 SchülerInnen ins Bielefelder CinemaxX eingeladen. Und wie in jedem Jahr hätten es noch viel mehr SchülerInnen sein können. Vielen Klassen musste abgesagt werden, weil die Kapazität der zweitägigen Aktionstage nicht ausreicht.

Die Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren aus allen Schulformen wurde ein wahrhaftig buntes Programm geboten: Stoffspermien mussten in blau-grün-gelbe Kondome geworfen werden, beim Liebes-Tüv ging es knallrot zu: Durch zwei Öffnungen musste alleine durch tasten ein Kondom auf ein Holzpenis gezogen werden. Die Spiele wurden direkt vor Ort ergänzt durch allerlei Fragen, die die Jugendlichen zu beantworten hatten: »Wie wirkt eigentlich eine Spirale?«, zum Beispiel. Alles Fragen rund um Sexualität, Partnerschaft, Aids und Verhütung.

Danach gings in einen der CinemaxX-Kinosäle. Das CinemaxX ist bereits im vierten Jahr hintereinander Projektpartner, stellt die Räume kostenlos zur Verfügung und erhebt nur die Kosten, die für die Ausleihe der Filme entstehen. Schon vorher hatten sich die SchülerInnen für einen der drei zur Auswahl stehenden Filme entschieden: Entweder »Fickende Fische«, »Yasemin« oder »Das erste Mal«.

Alle Filme haben das Thema Aids gemeinsam: Und im Vordergrund stehen junge Frauen. In Deutschland sind 20 Prozent aller Infizierten Frauen, weltweit stellen sie die Hälfte. In Afrika sind drei Viertel aller Infizierten zwischen 13 und 25 Jahren weiblich. »Da wirkt sich aus, dass Frauen bei der Sexualität und ihrer Gesundheit oft kein Mitspracherecht haben«, erklärt Julia-Ellen Schmalz von der AIDS-Hilfe Bielefeld. Außerdem haben Frauen aus biologischen Gründen beim ungeschützten Sex mit einem HIV-positiven Mann ein etwa doppelt so hohes Ansteckungsrisiko wie Männer beim ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer HIV-positiven Frau.

2003 sind in Deutschland 600 Menschen an AIDS gestorben. Die Zahl der Infizierten in Deutschland steigt leicht an, sie liegt zur Zeit bei 44.000 (WebWecker berichtete). Darunter sind auch Babys, die über ihre Mutter infiziert werden. »Eigentlich muss so etwas gar nicht mehr passieren«, sagt Matthias Lehre von der AIDS-Beratungsstelle des Gesundheitsamts Herford. Denn bei jeder Schwangerschaftsberatung sollte eigentlich auch ein HIV-Test empfohlen werden. Dennoch gab es im vergangen Jahr 19 Fälle einer Mutter-Kind-Infektion.