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Sophie Dannenberg: »Das bleiche Herz der Revolution.« (Teil 2)



Es gibt noch eine weitere Hauptfigur, Hieronymus Arber, vielversprechender Assistent am Frankfurter Institut, der aufgrund diverser Ereignisse und Intrigen während der Revolte dann doch keine Karriere macht. Auch dieser Romanheld entspringt voll und ganz einem Klischee: er sehnt sich nach Erfolg, wähnt sich auf der richtigen Seite, nämlich der fortshrittlichen und reproduziert doch auch etliches der zu überwindenden Verhältnisse, gerade und insbesondere in der Beziehung zu seiner Freundin, der Mutter der gemeinsamen Tochter Che. Und irgendwann im Roman treffen die beiden Hauptfiguren auch aufeinander, aber das ist eigentlich gar nicht so wichtig.

Sophie Dannenberg beschreibt 68 und die Folgen recht dramatisch. „Das bleiche Herz der Revolution ist, so der Klappentext, „der erste Roman, der sich mit den 68ern aus der Sicht ihrer Kinder auseinandersetzt. Eine bissige Satire auf diese Generation und eine Hymne auf den Überlebenswillen eines ihrer Kinder.“ Hört sich gut an, kann dem aber nicht im geringsten standhalten. Weder Satire noch Aufarbeitung, eher ein plattes, umfassendes Draufhauen. Der Romananfang machte noch neugierig: warum bringt sich Agathe Caspari um, was hat das mit ihrer Enkeltochter zu tun, wie endet dieses familiäre Drama? Sophie Dannenbergs Auflösung ist ebenfalls nicht gänzlich unglücklich, zwischen Anfang und Ende liegen allerdings zu viele überzogene Ungereimtheiten. Ihr Roman liest sich weder als bissige Satire noch als Drama. Die vielleicht anvisierte Widersprüchlichkeit der Romanfiguren, ihre eklatanten Mängel wirken abstoßend oder lächerlich, fördern aber keine tatsächliche Annäherung oder Auseinandersetzung an eine Zeit und eine Generation, die vielleicht wirklich zu wünschen wäre. Nach der Lektüre bleibt in jedem Fall die Frage, was das ganze soll(te), sowohl der Roman als auch 68, und war das so beabsichtigt oder ist irgendwie alles schiefgegangen? Für die 68er lässt sich das aus heutiger Perspektive differenzierter beurteilen, es gab sicherlich viele Fehler aber auch viel Positives, für den Roman fällt das Urteil eindeutig schlechter aus. (rk)

Sophie Dannenberg, Das bleiche Herz der Revolution. Roman, Deutsche Verlagsanstalt 2004, 19,90 Euro