»Thunderbirds«Von Harald ManningaThunderbirds ist eine britische Puppenserie der 60er aus der Schmiede von Gerry Anderson, der für die BBC schon seit den 50ern sciencefictionhafte Puppenserien gemacht hatte, darunter so Sachen wie »Captain Scarlet«, »Supercar« und »Fireball XL5«, aber auch andere Serien (also mit richtigen Menschen) wie »U.F.O.« und »Space 1999«. Letztere sind auch im deutschen Fernsehen mit mäßigem Erfolg gelaufen, und mancher erinnert sich vielleicht noch an die Flügeltüren an den Autos der Ufo-Jäger oder die leicht dilletantischen Tricks von der »Mondbasis Alpha 1«. Die Serien »Captain Scarlet« und »Fireball« kennt dagegen hier so gut wie niemand. Und auch die »Thunderbirds« sind nur (noch) einem eher kleinen Publikum ein Begriff, weil sie nur recht kurz auf deutschen Fernsehern zu sehen waren. Auf den britischen Inseln dagegen sind sie noch immer so etwas wie Kult. Was daran liegen mag, dass Anderson mit ihnen seine Marionettentechnik, die er »Supermarionation« nannte, sozusagen perfektioniert hatte.
Das Besondere an diesen Marionetten war, dass sie teilweise elektronisch gesteuert werden konnten. Insbesondere ihre Lippentechnik ist geradezu legendär. Sieht für heutige Verhältnisse zwar etwas affig aus, das Gesamtkonzept der »Supermarionation« ist aber bis heute unerreicht. Etwas lächerlich muten heute und muteten wohl schon damals auch die Storys der Serienfolgen an; das ist aber überhaupt nicht schlimm, denn erstens lassen sich echte Fans ja sowieso nie durch die kleinen oder größeren Fehler ihrer Helden stören, zweitens sind die Puppen einfach so schön außergewöhnlich, dass man ihnen Schwächen in den Geschichten leicht verzeiht. Und was die Puppen nicht schafften, das rissen die Raketenflugzeuge der »Thunderbirds« wieder raus.
Die Hintergrundgeschichte der »Thunderbirds« ist rasch erzählt: Jeff Tracy ist ein ehemaliger Astronaut, außerdem Witwer und Multimilliardär. Getreu dem Grundsatz, dass »Eigentum verpflichtet«, betreibt er zusammen mit seinen fünf Söhnen von einer geheimen Insel im Pazifik aus eine international tätige Katastrophenschutztruppe, »International Rescue«, die mit ihren Raketenflugzeugen immer sofort am Einsatzort sein kann. Unterstützt werden sie dabei von Ingenieur-Genie Hiram »Brains« Hackenbacker und der britischen Geheimagentin Lady Penelope Creighton-Ward mit ihrem Butler Parker und einem wunderschönen rosafarbenen Rolls Royce. Hauptgegenspieler der Truppe ist der berüchtigte »Hood«...
Und nun hat Jonathan Frakes, ehemals Erster Offizier der »Enterprise«, sich als Regisseur der vierzig Jahre alten Legende angenommen und daraus einen »Realfilm« gemacht: Der jüngste der Tracy-Söhne, Alan (in der Puppenserie der Pilot von »Thunderbird 3«) ist hier ein pubertierendes Jüngelchen, das nie mitfliegen darf, wenn Pappi und die Brüder international am Rumretten sind. Stattdessen muss er mit dem Sohn von »Brains«, der intellektuellen Brillenschlange Fermat Hackenbacker, in einem Internat die Schulbank drücken, bis er reif und gebildet genug ist, die große Verantwortung der Retter zu tragen. Passt ihm natürlich nicht, er wäre viel lieber jetzt schon ein strahlender Held, und Pappi ist ja soooo gemein, dass er ihn nicht mitmachen lässt!
Die große Chance bekommt Alan, als Superverbrecher »The Hood« mit einem Trick herausbekommt, wo Tracy-Island, das Hauptquartier der »International Rescue«, liegt, und mit noch einem Trick Vater Tracy und die vier fliegenden Söhne zu ihrer Weltraumstation lockt und da festsetzt. Hoods perfider Plan: mit den Geräten der Tracys die zwölf oder so größten Banken der Welt ausrauben und die Schuld den Tracys in die Schuhe schieben. Alan hat eh grade Osterferien, und so obliegt es jetzt ihm als letztem verbliebenen Tracy, zusammen mit Fermat und Tintin, der Tochter des Hausdieners der Tracys, die Familie, die Familienehre und auch sonst den Rest der Welt zu retten.