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»Ernste Deutsche« (Teil 3)



Ist Ihre Suche nach kulturellen Unterschieden oder Eigenheiten nicht etwas, was diese Stereotype noch weiter zementiert und sie damit noch schwerer angreifbar macht?

Nein, ich denke, dass in dem Film eben nichts »Typisch Deutsch« ist, außer dass alle bis auf einen wirklich sehr ernst sind. Außerdem glaube ich schon, dass Klischees auch einen wahren Kern haben. Als ich jung war, dachte ich, sie seien einfach Mist, heute sehe ich das anders. Ich spreche jetzt nicht von negativen Klischees. Aber Deutsche sind tatsächlich ziemlich ernsthaft und generell eher zurückgezogene Menschen, es braucht Zeit um sie kennenzulernen. Aber wenn du sie kennen gelernt hast, ist es ein ganz anderes Spiel, es ist als ob du eine neue Person triffst. Sie sind dann sehr verlässlich und hilfsbereit, sie kümmern sich wirklich um einen. Ja, das ist vielleicht ein Klischee, aber es ist ein gutes Klischee. Ich habe lieber jemanden der verlässlich ist, als jemanden der viel redet und freundlich tut. Ich glaube nicht, dass Klischees an sich schlecht sind, es kommt darauf an, welche man hat und wie man mit ihnen umgeht.

Aber sind Konzepte von kultureller Identität und auch Klischees nicht etwas, was andere Menschen ausschließt?

Welche Menschen?

Zum Beispiel diejenigen, die nicht in diese Gemeinschaft der Deutschen gehören.

Ich glaube, wenn ich nach Sri Lanka fahre, gibt es da ja auch Menschen, die zuverlässig sind. Aber es ist doch auch schön, wenn Menschen unterschiedlich sind. Die Schönheit liegt doch im Unterschied! Wenn du einen Franzosen, einen Italiener oder Pakistani triffst, ist ihr Verhalten, ihr Ausdruck verschieden. Das ist doch schön. Die grundlegenden Werte, die sind die selben, wenn du ehrlich und hilfsbereit bist und dich um Menschen kümmerst. Das sollte überall gleich sein.

Bei allen Unterschieden würden Sie also auch Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen sehen?

Ja, das ist genau der Grund, warum ich die Filme gemacht habe.



»Polite Indifference« ist am 27. August um 21 Uhr bei Artists Unlimited zu sehn, außerdem am 28. und 29. August von 17 Uhr – 20 Uhr.