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»Ernste Deutsche« (25.08.2004)
Akifa Mian: Kultur ist das,
was Jahrhunderte überdauert hat
Akifa Mian ist die 62. Gastkünstlerin bei Artists Unlimited. Vom 27. 29. August stellt die 29-jährige Pakistani das Ergebnis ihres Aufenthalts vor, den Film »polite Indifference«. In dem skizzieren verschiedene Menschen, was für sie »deutsche Kultur« und »deutsche Identität« bedeuten. Akifa Mian ist Schauspielerin, Theaterregisseurin und Filmemacherin. In ihrer Heimat drehte sie Dokumentationen und Musikvideos, in den USA einen Film über die dortige Kultur aus ihrer Sicht.
Mario A. Sarcletti
sprach mit ihr über »polite Indifference«, das Konzept von Kultur und über Klischees.
WebWecker: Sie sind ja aus Pakistan. Was ist die Kultur Pakistans, was ist Ihre Kultur?
Akifa Mian: Meine persönliche Kultur? Für mich ist Essen Religion (lacht). In Pakistan haben wir fünf sehr starke Provinzen. Also haben wir mindestens fünf sehr unterschiedliche, starke Kulturen. Sie haben alle eine eigene Sprache neben der Nationalsprache, eigene Kulturen, ihre eigene Literatur und so weiter. Es ist also ein sehr vielfältiges Land mit vielefältigen Kulturen.
In Lahore sind sie Teil der Kunstszene. Ist das auch eine eigene Kultur neben den fünf regionalen?
Wenn mich jemand fragt, ob ich Künstlerin bin, sage ich normalerweise: »Nein, ich bin eine Geschichtenerzählerin.« Was die Community betrifft, muss man sagen, dass sie sehr klein ist, weil auch das Land sehr klein ist. Menschen, die zu dieser Szene gehören, sind Teil dieser einen Community, auch wenn sie aus unterschiedlichen Regionen stammen, weil wir nicht viele sind. Jeder kennt jeden.
Worauf ich hinauswollte: Ist es nicht problematisch zu sagen, dass eine Kultur von Sprache oder Nationalität definiert wird? Ist es nicht so, dass die »Szene«, in der ich mich bewege, »meine« Kultur definiert?
Ich denke es gibt zur Zeit zwei Arten von Kulturen oder vielleicht sollte ich besser »Traditionen und Bräuche« sagen. Da gibt es einmal so etwas wie Popkultur, die jeder kennt und die unter den Terminus Globalisierung fällt, wir nennen das spaßhalber die MTV-Generation, die mit McDonalds und Burger King groß geworden ist. Aber wir sollten auch sehen, dass es überall so etwas wie Traditionen gibt, die Jahrhunderte zurückreichen. Aber wenn wir heute von Kultur sprechen, meinen wir meistens urbane Gesellschaften. Denn in den Städten sind die Leute reich, haben Macht und mehr zu sagen. Und deshalb nennen wir das »Kultur«. Aber das ist es nicht allein. Mehr als achtzig Prozent von Pakistan sind ländlich.
Und so weit ich das in Deutschland gesehen habe, lebt auch hier die Mehrheit der Menschen in Dörfern. Ich bin mir sicher, dass sich die Kultur dort von der in Berlin, Köln oder München unterscheidet. So hat mir eine Frau in Bayern erzählt, dass sie dort stolz auf Knödel und ihre ganz spezielle Art der Kleidung sind. Aber in München kriegt man davon nichts mit, da sieht man überall Gucci und Armani. Wenn ich das Wort »Kultur« verwende, meine ich das, was Jahrhunderte überdauert hat. Du kannst zwar Gucci und Armani tragen, aber im Kopf bist du nicht Gucci.
»Ernste Deutsche« (Teil 2)
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