Webwecker Bielefeld: bielefeld2050

Bielefeld in fünfzig Jahren (28.07.2004)



Für die städtische Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten gibt es die unterschiedlichsten (Horror-)Szenarien. Einig sind sich jedoch alle Fachleute, dass sich mit einer Veränderung der demographischen Struktur auch das Antlitz solcher Städte wie Bielefeld nachdrücklich ändern wird.

Von Jeanette Wette

Dass die Alterspyramide in unserer Gesellschaft Kopf steht, darüber können auch noch so schöngefärbte Politikerreden nicht hinwegtäuschen: Schon jetzt ist deutlich sichtbar, dass der Anteil der Senioren gegenüber dem der Jugendlichen und Kinder deutlich anwächst. Unsere Gesellschaft überaltert.


v.l.: Joachim Frohn, Erika Schropp-Dietmair, Jens-Peter Huesmann

Das Problem, das in erster Linie nur die Rentenkassen zu betreffen scheint, ist allumfassend: Wenn es keine Kinder gibt, dann werden auch keine Schulen benötigt, statt Skater-Treffs werden Kultur-Cafes eingerichtet und Studierende ab 50 sind nicht mehr Ausnahme, sondern die Regel.

Eine Stadt begegnet solchen Veränderungen besser früh, sonst kann es sein, dass es ihr ergeht wie nicht wenigen Ortschaften im Osten Deutschlands, die inzwischen mehr oder weniger leer stehen.

Zu diesem Zweck wurde im Rahmen der Initiative Bielefeld 2000plus die Arbeitsgemeinschaft Bielefeld 2050 eingerichtet. Hier arbeiten in einem bisher einzigartigen interdisziplinären, unabhängigen Projekt Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen zusammen, um einen Plan zu erarbeiten, wie Bielefeld diesen Veränderungen begegnen soll.

Hierfür wurde zunächst einmal die Lage wissenschaftlich erfasst: Fragen wurden gestellt und beantwortet wie: »Wie viele Menschen werden 2050 in Bielefeld leben?«, »Welche Bedürfnisse werden sie haben?« und »Wie viele Arbeitsplätze werden benötigt werden?«

Ein Zwischenbericht, der den Status quo erfasst, wurde bereits fertig gestellt und im Rahmen der Bielefeld 2000plus-Vorträge von Joachim Frohn und Jens-Peter Huesmann der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Jetzt geht es daran, zu erfassen, was für Konsequenzen sich aus diesen Erkenntnissen ableiten lassen.

Professor Frohn, Leiter des ZIF und einer der Hauptträger des Projektes, betont, dass man die Überalterung seiner Meinung nach »nicht als Drohung, sondern als Chance« auffassen sollte. Auch, dass die Arbeitsplätze, die zur Verfügung stehen, weiter weniger werden, gibt keinen Anlass zu Fatalismus. Im Gegenteil: Wenn nicht genug Arbeit für alle da ist, dann müssen eben Ansätze gefunden werden, wie eine Stadt ein lebenswertes Leben auch ohne Arbeit bieten kann. »Weg von der Erwerbsgesellschaft, hin zur Tätigkeitsgesellschaft« lautet hier die Parole.

Langfristig müssen Wege gefunden werden, trotz oder auch gerade mit Hilfe der Globalisierungstrends Arbeitgeber in Bielefeld zu binden. Hier setzt Frohn vor allen Dingen auf den Mittelstand, da dieser sich in erster Linie mit der Region verknüpft sieht.

Die Region, das ist auch der Orientierungspunkt des Projektes. Pläne für Bielefeld müssen immer auch die Region mit einbeziehen, es wird langfristig immer notwendiger für alle Beteiligten werden, auch Landes- und Kulturgrenzen überschreitend zusammenzuarbeiten.