Webwecker Bielefeld: hiphop01

Aus für Hip Hop Büro? (14.07.2004)



Seit April 2002 gibt es im Falkendom das Hip Hop Büro, eine Anlaufstelle für jugendliche Musiker, Sprayer und Tänzer. Dem Projekt droht jetzt das Aus, da das Land die Gelder für innovative Jugendarbeit gestrichen hat. Auf Dauer könnten sich die Einsparungen - wie oft im sozialen Bereich - als Boomerang erweisen, da die Kids auf der Straße letztlich mehr Kosten verursachen, als die Streichung des Angebots einspart. Mario A. Sarcletti sprach mit Ulfert Rübel, der das Hip Hop Büro aufgebaut hat, über das Konzept und die möglichen Folgen seiner Schließung. Der 33-jährige Rübel, selbst seit seiner Jugend Teil der Hip Hop Szene, organisiert seit einem Jahrzehnt pädagogische Projekte in der Szene und schreibt zur Zeit seine Diplomarbeit in Erziehungswissenschaften über das Thema.


Webwecker: Warum wurde das Hip Hop Büro gegründet?

Ulfert Rübel: Im Jahr 2001 und in der Zeit davor stellte sich die Hip Hop- und speziell die Graffitiszene immer problematischer dar. Die Anzahl der Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung ist angestiegen, es kam auch zunehmend zu Übergriffen in der Szene. Ich bin damals vom Leiter des Falkendoms gefragt worden, ob ich bereit wäre dort ein Hip Hop- oder Graffiti-Angebot zu machen. Ich war aber nicht bereit punktuell irgendetwas anzubieten, so wie das die zehn Jahre davor immer der Fall war. Also hier findet mal ein Graffiti-Workshop statt, da eine Veranstaltung. Ich habe zu dem Zeitpunkt schon die Meinung vertreten, dass nur ein kontinuierlicher Anlaufpunkt Sinn macht, weil für die Jugendlichen diese Jugendkultur ihr Leben und ihr Lebensumfeld ist und ihr Hobby.

Wenn ich dann mal an einem oder auch mehreren Wochenenden ein Angebot mache, zum Beispiel einen Graffitiworkshop, dann sind zwar an diesem Wochenende die Jugendlichen beschäftigt. Wenn diese Angebote abgelaufen sind, stehen die Jugendlichen wieder alleine da, haben in der Regel keine Ansprechperson, keine legalen Wände, wo sie sich betätigen können und haben auch in Problemsituationen keinen Anlaufpunkt. Ich wollte nur ein kontinuierliches Projekt machen und so ist es dann zu dem zunächst gar nicht so ernst gemeinten Vorschlag gekommen ein Hip Hop Büro oder ein über ein ganzes Jahr konzipiertes Projekt zu machen. Die Sozialarbeit im Falkendom hat das Konzept als schlüssig angesehen und so sind wir zusammengekommen.


Welche Angebote machte das Hip Hop Büro den Jugendlichen

Wir hatten nur ganz geringe Mittel zur Verfügung. Mit denen haben wir versucht einen Öffnungstag anzubieten, das war der Donnerstag. Da war von zwölf bis sechzehn Uhr Beratung möglich, wo sich Eltern, Jugendliche, Lehrer, andere Sozialarbeiter oder Institutionen, die mit dem Thema beschäftigt sind, sich dahin wenden können und beraten werden. Danach gab es ein offenes Cafe, meist von sechzehn bis neunzehn Uhr. Dort konnte man sich an den begrenzten legalen Flächen am Falkendom betätigen oder die »open turntables« in Anspruch nehmen, das heißt wir hatten da Plattenspieler aufgebaut und jeder Jugendliche, der selber Platten mitgebracht hat, konnte sich dort betätigen oder sich von älteren oder erfahreneren DJs sich Sachen zeigen lassen. Abends gab es dann das Plenum, das kann man als Partizipations- und Planungstreffen verstehen, zugänglich für jeden, wo wir Aktionen und Abendveranstaltungen geplant haben und die Jugendlichen ihre eigenen Anliegen vorbringen konnten, was sie gerne machen würden. Das wurde dann diskutiert, ob das sinnvoll ist und wenn ja, wie das am besten umgesetzt werden könnte.