Webwecker Bielefeld: handy03

Weltweit in der Tasche (Teil 3)





Die Unmenschlichkeit des Coltahn-Abbaus interessiert die Hersteller von Handys nicht sonderlich: Sie wollen Profit machen. In den Schlagzeilen war kürzlich Siemens, zur Zeit die Nummer 4 in der Welt bei der Handy-Produktion mit einem Marktanteil von acht Prozent: Die Siemens-Mitarbeiter in Kamp-Lintfort und Bocholt wird es zukünftig die 40-Stunden-Woche geben – ohne Lohnausgleich. In den beiden Werken, in denen die Entmontage von Siemens-Handys läuft, wird auch das Urlaubs- und Weihnachtsgeld gestrichen. Das Siemens-Management hatte ansonsten mit dem Umzug der Fertigung nach Ungarn gedroht, weil dort die Lohnkosten niedriger seien. Dabei ist die Produktion an den zwei deutschen Standorten nicht besonders personalkostenintensiv, da hier Teile aus aller Welt, auch aus Indien und China, zum größten Teil nur noch maschinell zusammengebaut werden.


Siemens will Gewinnspanne erhöhen

Dani Fries und Elisabeth Necke, die das Handy-Projekt im Welthaus betreuen, waren vergangenen Freitag im Siemens-Werk in Kamp-Lintfort. Sie wollten wissen, aus welchen Ländern die Handy-Teile kommen. Siemens hat für die nahe Zukunft eine detaillierte Liste versprochen. Nebenbei erfuhren die beiden vom Siemens PR-Mitarbeiter, dass die Gewinnspanne von Siemens bei der Handy-Herstellung 1,8 Prozent betrage. Zu wenig, befand die Konzernspitze, weil andere Global-planer in der Handyherstellung circa acht Prozent Gewinn einfahren. Eine weitere Erkenntnis brachten sie mit: Coltfan ist kein Thema im Siemens-Werk.


Risiko Elektrosmog

Die Schüler des Westfalen-Kollegs konnten schließlich auch noch ihre Handys testen: Wie viel Elektrosmog produzieren sie? Der maximal zulässige internationale Grenzwert für die elektromagnetische Strahlung von Handys liegt bei 2 Watt pro Kilogramm. Diese Zahl gibt den sogenannten SAR-Wert an. Gemessen wird die Wärme, die im Kopf umgewandelt wird. Der internationale Grenzwert ist jedoch nicht unumstritten: Kritiker fordern einen Grenzwert von 0,2 Watt pro Kilogramm. Unbestritten strahlen Handys und die dazugehörigen Mobilfunkmasten, die inzwischen flächendeckend das Land überziehen. Über die Auswirkungen auf den Menschen gibt es bis heute wenig gesicherte Erkenntnisse, medizinisch werden sich Veränderungen wohl erst nach der ersten Handygeneration mit Sicherheit feststellen lassen.

Das Bildungsprojekt des Welthauses für Schüler ab der Klasse 7 verbindet biographische, persönlich erfahrene Aspekte mit global-hintergründigen. »Wissen erwerben, reflektieren – Mut machen für mehr Fairness in Lebenswelten von Nord und Süd einzutreten – das ist das Ziel des Handy-Projekts«, schreibt das Welthaus in seiner Selbstdarstellung. Prosa, die trifft: Denn sinnlich haben die Schüler hier tatsächlich eine Menge erfahren über einen Gegenstand, der sie täglich begleitet.



Mehr Infos zum Kongo: ›Kongo: Handys, Gold & Diamanten‹. Kriegsfinanzierung im Zeitalter der Globalisierung. Reihe: Strukturelle Gewalt in den Nord-Süd-Beziehungen, Band 2. Herausgeber: Institut für Ökonomie und Ökumene - Südwind.

Eine Broschüre zum Thema Coltan steht zum Download in der Rubrik Texte auf den Seiten des ›Evangelischen Entwicklungsdienstes‹ eed: www.eed.de

Kontakt zum Projekt des Welthauses: Welthaus Bildungsbereich fon: 0521-98648-0 mail: bildung@welthaus.de Netz: <a href="http://www.welthaus.de
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