Nachdem die Schüler den aufblasbaren Globus mit einem Gitternetz umspannt und die weißen Zonen abgeklebt haben, diskutieren sie: »Kann der Zugang zu Telefon und Internet für weniger Armut sorgen«, fragt Fries. »Ich glaube, das ändert nichts«, antwortet Kolleg-Schüler Christian. Eile hingegen: »Wenn man die Chance hat, sich zu informieren und sein Wissen zu verbreitern, dann hat man auch mehr Möglichkeiten auf Essen und Gesundheit«. Andreas meint: »Man müsste mit Entwicklungshilfe gegensteuern«.
Kriegsgeld ColtanDie nächste Lernstation behandelt Coltan. Ein weitgehend unbekannter Rohstoff. Doch er hat gegenwärtig enorme Bedeutung. Aus dem Erz wird Tantal gewonnen, ein platingraues, hartes und sehr zähes Metall, welches zugleich elastisch, säureresistent, hitzebeständig und extrem leitfähig ist. Es findet Verwendung beispielsweise in Atomreaktoren, Laptops und Handys. Seit 1999 ist der Abbau von Coltan enorm angestiegen, da die Handy-Produktion enorm angezogen hat. Tantal wird vor allem für Miniatur-Kondensatoren gebraucht, die in Handys verbaut werden.
Abgebaut wird Coltan vor allem in Australien und in der Republik Kongo: Ein armes Land, das durchschnittliche Pro-Kopf Einkommen liegt bei 682 US-Dollar im Jahr, im Vergleich dazu in der Bundesrepublik bei über 25.000 Dollar. Die Republik Kongo ist auch ein Land im Kriegszustand: Mehr als 3,3 Millionen Menschen starben seit 1998 in Folge eines Bürgerkriegs, der vor allem ein Verteilungskampf von Eliten um die Rohstoffeinnahmen ist.
Vor allem die Rebellenbewegung in Kongo finanziert sich mit dem Coltan-Verkauf. Coltan ist ein Rädchen im Kreislauf der zentralafrikanischen Kriegsökonomie. Die UN-Arbeitsgruppe zur Untersuchung der illegalen Ausbeutung von Rohstoffen fordert in einem Bericht vom Oktober 2002 gezielte Sanktionen, unter anderem gegen deutsche Firmen. Dazu zählt die UN-Kommission unter anderem die Firma H.C. Stark und deren Mutterkonzern Bayer. Diesen wird der Ankauf von Coltan vorgeworfen.
»Wir finden die Coltanförderung sehr einträglich aber auch sehr riskant, weil es bewaffnete Gruppen und Neider gibt. Das sind manchmal unsere Freunde, die mit uns zusammen graben, aber sie verraten uns an bewaffnete Gruppen, die nachts kommen«, berichtet ein Coltan-Arbeiter aus Kongo. Das Lernprojekt des Welthauses hat verschiedene Interviews mit Menschen aus Kongo zusammengestellt, die mit dem Coltan-Abbau zu tun haben. Diese Interviews können übersetzt gehört werden.
Deutlich wird: Die Meinungen zum Coltan-Abbau gehen auseinander: Ein großer Teil der Bevölkerung sieht darin die Chance, einen gewissen Wohlstand erlangen. Andere sprechen von den enormen Risiken, die soweit reichen, von einer Bande erschossen zu werden. Wenige sprechen von der Spaltung der Gesellschaft: Es verdienen nur die Männer am Coltahn-Abbau, die Umwelt wird ruiniert, Zukunftsinvestitionen gibt es nicht. Viele sehen die Katastrophe für die Zeit nach dem Coltan-Abbau kommen.