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»Sehr gut aufgestellt«



Hochschulreformweiterentwicklungsgesetz

Einig waren sich Seidl und Timmermann auch in der positiven Bewertung der gestuften Lehrerausbildung die in Bielefeld und Bochum im Modell erprobt wird. Auch in ihr sieht Ruth Seidl einen Zuwachs an Flexibilität. Denn auf die Bachelorphase soll eine einjährige Tätigkeit als »assistent-teacher« an einer Schule folgen, danach der Master, anschließend eine zweite einjährige Ausbildungsphase in der Schule. »Wenn jemand nach dem assistent-teacher merkt, nö, Schule ist nichts für mich, kann er immer noch einen anderen Master machen«, lobt Seidl das Konzept. Als dessen Vorteil sieht sie auch die bessere Verknüpfung der beiden Ausbildungsphasen. Bisher folgt auf den Studienabschluss mit dem ersten Staatsexamen das zweijährige Referendariat.

Das dritte Thema des Gesprächs war die geplante Novelle des Hochschulgesetzes, das den schönen Namen Hochschulreformweiterentwicklungsgesetz erhalten soll. Die für die Hochschulen wichtigste Änderung ist, dass sie einen Globalhaushalt erhalten, über den sie frei verfügen können. Auch hier ist Bielefeld der Testfall, einer von vieren im Land. »Wir haben gehört, dass das von der Universität grundsätzlich begrüßt wird, haben aber auch die Schwierigkeiten mitgenommen«, beschreibt Seidl das Gespräch. »Wir haben jetzt kein Dezemberfieber mehr«, beschreibt Kanzler Hans-Jürgen Simm den Vorteil des Globalhaushalts. Denn zukünftig können nicht ausgegebene Gelder am Ende eines Jahres in das nächste übertragen werden. Da sie bisher ans Land zurück flossen, waren die Hochschulen im Dezember immer im Einkaufsrausch.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Universitäten bei dem Globalhaushalt selbst entscheiden können, ob sie Geld etwa für Büromaterial oder Lehrende ausgeben. Geld, das aber nach wie vor knapp ist, denn mehr gibt es nicht für die Hochschulen. »Diese Deckelung ist für uns das Problem«, berichtet Kanzler Simm. Das könnte wiederum zum Problem für die Bachelorstudiengänge werden. Denn die erfordern aufgrund der nötigen intensiveren Betreuung der Studierenden mehr Lehrende. Das weiß auch Ruth Seidl. Im März 2001 fordert sie deshalb im Landtag: »Um die hier benötigten erhöhten Kapazitäten bereit zu stellen, wird es an den Hochschulen, die Bachelor-Studiengänge einrichten wollen, erforderlich sein, verstärkt Mittelbaustellen und Professuren mit dem Schwerpunkt Lehre einzurichten.« Bis jetzt ist das aber nicht passiert.

Dass es dadurch für die Studierenden zu unerträglichen Lernbedingungen kommt, wenn etwa Seminare mit 200 Studierenden stattfinden oder man den Worten des Dozenten vom Flur aus zu lauschen versucht, weil im Seminarraum kein Platz ist, hätte Ruth Seidl vom Allgemeinen Studierendenausschuss AStA erfahren können. Für den hatte sie aber keine Zeit mehr, das vereinbarte Gespräch sagte sie kurzfristig ab. So konnte sie sich doch nur einen Teileindruck vom Stand der Dinge an der Universität verschaffen.