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»Sehr gut aufgestellt« (30.06.2004)



Am Montag besuchte die hochschulpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen die Universität Bielefeld. In einem Gespräch mit dem Rektorat erkundigte sie sich nach dem Stand der Hochschul- und Studienreform vor Ort. Für Studierendenvertreter hatte Seidl leider keine Zeit.

Von Mario A. Sarcletti

Allseits zufriedene Gesichter gab es nach einem Gespräch zwischen Rektorat und Vertretern der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen über den Stand der Umstrukturierung der Universität Bielefeld. »Wir wollen uns vor den weiteren Beratungen zum Hochschulkonzept 2010 vor Ort einen Eindruck machen«, begründet Ruth Seidl, hochschulpolitischen Sprecherin der Fraktion, ihre seit April laufende Hochschultour 2004. Das Konzept soll im Spätherbst diesen Jahres mit Zielvereinbarungen zwischen Hochschulen und Ministerium festgeklopft werden. »Damit wollen wir Stärken und Schwächen der Hochschulen austarieren«, erklärt Seidl den Zweck des Konzepts. Dabei geht es auch ums Geld. »Wir wollen Gelder umschichten und mehr in Schwerpunkte investieren«, so Seidl.

Bielefeld war die vierzehnte Station der Hochschultour von Ruth Seidl, mit dabei war auch die regionale grüne Landtagsabgeordnete Ute Koczy. »Die Universität Bielefeld ist sehr gut aufgestellt«, fasste sie das Ergebnis der Gespräche zusammen. In denen ging es neben dem Hochschulkonzept 2010 um die geplante Novelle des Hochschulgesetzes und neue Wege in der Lehrerausbildung. »Bielefeld hat in diesen Fragen frühzeitig Bewegung hineingebracht«, lobt Koczy.

Bewegung, die im Rahmen des Hochschulkonzepts eine Stärkung der Naturwissenschaften in Bielefeld bedeutet. So sollen in der Forschung Biotechnologie, Nanowissenschaften, in denen es um winzige Strukturen geht, Genomforschung und Bioinformatik verstärkt gefördert werden. In diesem Zusammenhang lobt Ruth Seidl die von Rektor Dieter Timmermann in der Vergangenheit immer wieder betonte interdisziplinäre Orientierung der Universität Bielefeld. Der nennt auch die Geschichtswissenschaft mit ihren Sonderforschungsbereichen als eine der erfolgreichen Forschungsrichtungen der Universität und lobt einige Fakultäten, wie Chemie oder Wirtschaftswissenschaften, für ihren Beitrag zur Profilentwicklung der Universität.

Ein Thema der Gespräche war auch die Umstellung der Studiengänge auf die Bachelor-/Masterstruktur. Bis zum Wintersemester 2006/2007 sollen in NRW alle Studiengänge auf die zweistufige Studienstruktur umgestellt sein. Beziehungsweise dreistufige, wie Dieter Timmermann betont, der die Promotionsstudien als wichtiges Instrument sieht, um die deutsche Wissenschaft nach vorn zu bringen. »Bei meinen Auslandsaufenthalten habe ich gesehen, dass andere Länder wie die USA ihren Vorsprung durch die Doktoranden erreichen«, so Timmermann.


»Inhaltlich entrümpeln«

»Bielefeld ist sehr weit«, urteilte Ruth Seidl über den Stand der Dinge bei der Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse, durch die nach der Erklärung der europäischen Wissenschaftsminister in Bologna vor fast auf den Tag genau fünf Jahren ein europäischer Hochschulraum entstehen soll. Der erste Abschluss soll europaweit nach einer Regelstudienzeit von sechs Semestern erreicht werden, für den Master sind vier Semester vorgesehen. Das Konzept beinhaltet eine Aufteilung des Studiums in Module. Aber nicht nur strukturell soll die Ausbildung an den Hochschulen verändert werden. »Wir hoffen, dass wir das Studium inhaltlich entrümpeln können und neue didaktische Ansätze entwickeln«, erklärt Rektor Timmermann. Außerdem solle es stärker berufsorientiert sein.