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Filmus gelungo!



»Harry Potter und der Gefangene von Askaban«

Von Harald Manninga


Für Potter-Fans ist es ja ohnehin ein must, sich diesen Film anzuschaun. Aber nicht nur sie werden finden, dass der dritte »Potter« sich deutlich von den ersten beiden abhebt. Er ist nämlich wirklich wesentlich besser.


Mehr noch: dieser Film ist tatsächlich ein Film, und das ist ganz offenbar vor allem dem neuen Regisseur, dem Mexikaner Alfonso Cuarón, zu danken. Vorgänger Chris Columbus hatte recht artige Adaptionen der ersten beiden Bände hergestellt, das sei ihm gelassen. Ihm war es jedoch nicht gelungen, sich aus den Fesseln des geschriebenen Texts zu lösen, so dass seine Potter-Filme mehr wie eine inszenierte Lesung denn wie Film wirken.


Ganz anders Cuarón. Natürlich hält er sich auch an die »Vorgaben« der Geschichte, aber er macht daraus ein echtes Leinwanderlebnis. Dabei kommt ihm sicher zugute, dass die Vorlage schon literarisch die reifste, spannungsreichste, und tiefgründigste – jedenfalls der ersten drei Teile – der Reihe ist. Doch wichtiger: Cuarón hat, was seinem Vorgänger gefehlt hat, nämlich eine eigene Vision davon, wie Witz, Spannung, Tiefgang und Bilder der Story in Farben, Formen und Dialoge umzusetzen sind.


So befreit er als erstes die Dinge von einigem Ballast: Die fast klaustrophobische Enge des Schulgebäudes wird ersetzt durch ausschweifende Außenaufnahmen – so, und vor allem so schön haben wir Hogwarts bisher nicht gesehen. Es gibt keine langatmigen Sportel-Szenen mehr: »Quidditch« mag in den Büchern eine große Rolle spielen, im Film gibts gerade mal eine Episode dazu, und die ist aufs Wesentliche, das mit den Dementoren, reduziert. Die »Erwachsenen« spielen genau die Rolle, die sie haben: Dies ist ein Harry Potter-Film, und das heißt in diesem Fall, ein Film, bei dem der Fokus wirklich auf Harry (und seinen Freunden) und ihren Erlebnissen liegt. Es wird auch sonst auf vieles verzichtet, das in den ersten beiden Filmen eher nervig war, z.B. die völlig unnötigen »Hausgeister« wie den »Fast Kopflosen Nick« (John Cleese war ja wohl nie unpassender besetzt, außer vielleicht als "Q" in den neueren James-Bond-Filmen, und die Rolle ist eh für nichts nütze, darum ist das diesmal dann auch weggelassen). Hier ist so ziemlich alles aufs Notwendige reduziert, alles dient der Entwicklung und dem Erzählen der Geschichte.


Die vergleichsweise kleinen Rollen der Erwachsenen mögen zwar einige Leute bedauern. Liebhaber von Originalversionen werden zum Beispiel wenig Gelegenheit haben, sich den niedlichen gemäßigt-schottischen Akzent von Prof. McGonagall (Maggie Smith) anzuhören, und das ist wirklich etwas schade. Ebenso bekommt auch Michael Gambon kaum Gelegenheit, sich als neuer Dumbledore (anstelle des verstorbenen Richard Harris) zu profilieren. Für den Moment ist er darauf angewiesen, möglichst genauso zu wirken, wie es sein Vorgänger getan hat oder hätte, und das ist gleichermaßen bedauerlich wie gut so. Denn er könnte natürlich auch anders. Aber mit einer wirklich eigenen Neuinterpretation würde er den Erzählfluss der Serie zerstören. Außerdem war Harris eben die ideale Besetzung für die Rolle des Schulleiters, und da ist es nur recht und billig, wenn Gambon so spielt und sich bemüht, so auszusehen und zu agieren, wie es sein Vorgänger getan hätte. Auch als Reverenz an den Verstorbenen.

Dafür bekommen die Kids eben umso mehr Gelegenheit, sich einmal wirklich auszuspielen.