»Der Wixxer«Von Harald Manninga
Bully Herbig hats vorgemacht, wie man seine mediale Kindheit nachträglich aufarbeitet, indem er die Winnetou-Filme aus den 60ern ins einundzwanzigste Jahrhundert gehievt hat. Kalkofe, Welke, Pastewka und ihre Mitstreiter tuns ihm jetzt mit Edgar Wallace nach. Und dabei ist die Idee zum »Wixxer« wahrscheinlich wesentlich älter als die zum »Schuh des Manitu«: Schon 1995, als es das »Frühstyxradio« noch gab, haben Oliver Kalkofe, Dietmar Wischmeyer und Oliver Welke den »Wixxer« als Hörspielserie auf ffn gesendet, immer mal ein paar Minuten lang. - Das waren noch Zeiten, als man auf ffn noch ordentliches Radio machte und das Frühstyxradio auf dem Höhepunkt seiner Macht über die Hörer war... Ewig schade.
Ebenfalls schade, dass aus diesen Dingen jetzt dieser Film geworden ist. Kalkofe zeigt hier in aller Breite, was auch vorher schon bekannt war: Er kann nicht spielen. Neben Kalki als Chiefinspector Even Longer spielt Bastian Pastewka den Inspector Very Long. Erster Witz: Even Longer ist kleiner als Very Long... Ha-ha. Leider spielt dann Pastewka auch ein bisschen auf Sparflamme, wohl um seinen Partner nicht noch schlechter aussehen zu lassen als er es eh schon tut. Um sie rum tummeln sich einige der üblichen Verdächtigen des deutschen Comedy-Geschehens wie Anke Engelke und Olli Dittrich, daneben echte Schauspieler wie Wolfgang Völz (als einziger schon mit Wallace-Erfahrung) und Thomas Fritsch.
Gerade mal Fritsch läuft hier zu irgendwelchen Hochformen auf, und das ist denn doch etwas wenig für anderthalb Stunden Film. Völz dagegen sagt Text auf, und das tut er auch noch, als wäre er auf der Bühne und nicht vor der Kamera. Erwähnenswert vielleicht noch Lars Rudolph mit einer hübschen Kinski-Nachahmung. Doch das Buch lässt ja auch kaum Raum: Warum z.B. müssen Engelke und Dittrich ausgerechnet sächseln und ein urlaubendes Ehepaar aus Bitterfeld spielen? Zumal uns' Anke nicht sächseln kann? Richtig: Säxsch und Biddorfäld is schließlsch immor gomisch! Hat schon Tausende Male funktioniert, warum soll mans also hier nicht auch versuchen?! - Nuja: darum!
Dass die Story einigermaßen absehbar ist der Wixxer meuchelt nach und nach alle Größen der Unterwelt hin, um sich erst an deren Spitze und dadurch an die Weltherrschaft zu schwingen macht ja gar nichts, daraus lässt sich sicher was stricken. Aber statt einen Film mit einer Geschichte zu machen, ergehen sich die Autoren Kalkofe, Welke und Pastewka in einem Sammelsurium von mehr oder weniger gelungenen Scherzchen, die je für sich genommen durchaus hie und da zum Schmunzeln hinreißen können. Zusammen genommen ergeben sie aber nur einen Mischmasch aus Versatzstückchen.
Nahezu komische Verwicklungen gibt es zwar auch einige: Fritsch spielt z.B. einen adligen Mopszüchter, den angeheirateten 11. Earl of Cockwood, der dieses Geschäft aber nur als Tarnung für seinen internationalen Girlgroup-Schmugglerring betreibt (natürlich haben diese Girls auch Möpse, wird ausreichend betont, noch son Witz, und geschmuggelt werden sie in Kisten mit der Aufschrift »Tampons«). Die mit im Schloss wohnende blonde minderjährige Schönheit ist insgeheim die echte Erbin des Familienvermögens und als solche zur Ehe begehrtes Frischfleisch für so manchen Verbrecher und Heiratsschwindler. Aber gerade an solchen Dingen zeigt sich hier, woran der Film wohl am meisten krankt: Allesamt sind unsere Starcomedians zwar MeisterInnen, aber sie sind eben Meister der kurzen Formen. Für einen abendfüllenden Film reicht es aber nicht, Witzchen aneinanderzureihen, da braucht man einen Bogen, der das Ganze zusammenhält, und der fehlt hier.