»Ich steh zwischen C & A« (Teil 3, Kommentar)
Bildung und Ausbildung für alle
Ein Kommentar von Manfred HornNeu gegründete Kompetenzagenturen lotsen benachteiligte Jugendliche in einen Beruf, kündigte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Juli 2003 an. Die Realität ist eine andere: Heute bleiben 14 Prozent aller jungen Menschen ohne Berufsausbildung. Viel zu viel, hat auch die Bundesregierung erkannt. So hat sie im vergangenen Jahr erklärt, die Zahl der Jugendlichen, die ohne Ausbildung bleiben, bis zum Jahr 2010 zu halbieren. Nach dem Lissaboner EU-Gipfel hat sich die Bundesrepublik zudem verpflichtet, allen Jugendlichen nach spätestens sechs Monaten ein berufliches Angebot zu machen.
Doch Papier ist geduldig. Schulische Überbrückungsangebote sind zwar sinnvoll, lösen aber das Ausbildungsproblem nur selten. Der Fachbeirat Benachteiligtenförderung sieht im Zuge der Umsetzung der Hartz-Reformen sogar die Gefahr, dass die Bundesagentur für Arbeit ihre Verantwortung zur Förderung der beruflichen Eingliederung benachteiligter Jugendlicher nicht mehr im gebotenen Umfang wahrnimmt. Nicht nur Begabtenförderung, auch Benachteiligtenförderung sei ein »Schlüsselelement bildungspolitischer Anstrengung«. Das BAJ in Bielefeld, das sich genau um schwer vermittelbare Jugendliche berufsvorbereitend kümmert, kann die These des Fachbeirats sicher unterstützen, erfährt es doch bereits heute, wie die Mittel im Hartz-Zeitalter versiegen.
Eine Gesellschaft, die wieder über die Bildung von Eliten sinniert, eine Regierung, die über Eliteuniversitäten nachdenkt, muss dafür auch Geld und Bewusstsein bereit stellen. Die Jugendlichen, die keinen Schulabschluss oder »nur« Sonderschulen besucht oder einen Hauptschulabschluss ohne Qualifizierungsvermerk haben, gucken in die Röhre. Damit wird ein ökonomisch riesiges Potenzial aufgegeben. Und was noch schlimmer ist: Diesen jungen Menschen wird gezeigt, dass sie überflüssig sind. Die soziale Ausgrenzung, das Abschneiden von Bildungsmöglichkeiten, die daraus resultierende individuelle Perspektivlosigkeit, dies erst erzeugt Gewalt.
Weitere Informationen zu zug bei der Projektkoordinatorin Dorothee Hildebrandt, Arbeit und Leben Bielefeld. fon: 0521- 51-2107 mail: dh@aulbi.de