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Alles bereit zum ersten Spatenstich
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Am Montag war es soweit: Nach vier Jahren intensiver Lobbyarbeit durch den Verein Pro Lutter begann auf einem Abschnitt von 120 Metern die Freilegung eines Teils der Lutter.Von Manfred HornEin »westfälisches Venedig«, wie eine Postkarte Ende des 19. Jahrhunderts versprach, würde das heutige Bielefeld nicht werden, dafür ist die Lutter zu mickrig. Doch geht es den InitiatorInnen des Lutter-Projektes, die nun bereits im vierten Jahr an ihrem Vorhaben festhalten, den Bach namens Lutter auf zweieinhalb Kilometer Länge wieder an die Oberfläche zu kriegen, auch nicht um Schifffahrt, sondern um Atmosphärisches: Ein plätschernder Bach durch die Altstadt bis hin in den Bielefelder Osten.
Die politische Geschichte der Lutter-Freilegung indes war bis heute ausgesprochen schwierig: Nachdem der ehemalige Umweltdezernent Martin Enderle 2001 eine Machbarkeitsstudie erstellt und das Projekt das Licht der Öffentlichkeit erblickt hatte, gab es viel wohlwollende Zustimmung. Doch die politische Mehrheit wollte keine Verantwortung übernehmen. Dies würde nämlich bedeuten, dass die Stadt neben dem Land NRW für einen Teil der Finanzierung aufkommen müsste. Über einen »Begrüßungsbeschluss» kam das Lutter-Projekt im Rat nicht hinaus. Als es bei der Umgestaltung der Straße Am Bach die Chance gab, die Lutter aus ihrem Kanalisationsrohr nach oben zu holen, versagten CDU, BfB und FDP ihre Zustimmung.
So ist der am Montag feierlich begangene Baubeginn eines Freilegungsabschnitts von 120 Metern im Grünzug zwischen dem Gymnasium am Waldhof Richtung Neutstädter Marienkirche auch ausschließlich privat finanziert. Leute aus der Stadt, die es sich leisten können, gaben großzügig Spenden: So zum Beispiel Wolfgang Böllhof, Eigentümer einer Schrauben-Firma, die UnternehmerInnen Jürgen Stockmeier, Bernhard von Schubert (Gundlach) und Cornelia Delius. Zusammen mit anderen SpenderInnen brachten sie 250.000 Euro auf. Die Summe, die, inklusive der Kosten für Gutachten, nötig ist, um die Lutter auf den gut hundert Metern im Grünzug neben dem Gymnasium am Waldhof nach oben zu holen.
Den ersten Spatenstich der überdurchschnittlich gut besuchten Veranstaltung es war Schulpause im Gymnasium am Waldhof und im Ratsgymnasium durften dann auch vier SchülerInnen tätigen. Helme und Spaten waren bereitgestellt. Vor gut 1.000 ZuschauerInnen kratzten die vier dann ein symbolisches Erdloch in den grünen Rasen. Zuvor hatten zwei Schulbands für die nötige musikalische Aufmunterung gesorgt, blaue Luftballons trugen die Botschaft Wasser in die Lüfte.
Damit die Lutter auf den 120 Metern wieder Luft kriegt, muss ein Aufteilungsbauwerk errichtet werden. Die Lutter liegt nämlich eigentlich ziemlich tief an dieser Stelle. »Mit dem Bauwerk ziehen wir die Lutter nach oben«, erklärt Martin Enderle. In sechs Monaten soll der Abschnitt fertig sein. Dann soll die Lutter zum Verweilen einladen: Umsäumt von Grün, Bäumen und Bänken. Da auf der Freilegungsfläche ein Baum dran glauben musste, hat Regine Schürer, Sprecherin von Pro Grün, prompt einen neuen versprochen, der neben der Lutter gepflanzt werden soll: »Ein richtig großer Baum« soll da kommen.
Vier SchülerInnen schaufelten symbolisch: Meta Wadehn, Lisa Steinsiek, Felix Gora und Karen Elwitz machten am Montag vormittag gemeinsam die ersten Spatenstiche