Webwecker Bielefeld: lutter02

Lutter kommt an die Luft (Teil 2)




Großer SchülerInnenauflauf:
Einige Kids wollten am liebsten gleich losschaufeln


Auch zehn neue Bänke sollen aufgestellt werden. Die, die heute in dem Parkstreifen herumstehen, sollen dafür weg. Selbst die Bänke bezahlt nicht die Stadt, sondern SponsorInnen. Für vier Bänke indes fehlt noch das Geld. Wer 1.000 Euro übrig hat, ermöglicht eine Bank – aus heimischen Hölzern, wie Enderle betont – und darf sich darüberhinaus auf einem Schildchen an der Bank als edler Spender verewigen.

Besonders hebt Enderle die Bemühungen der Schulen hervor. Am Verlauf der Lutter liegen vier Gymnasien: Am Waldhof und Ratsgymnasium in der Altstadt, das Cecilien- und Helmholtzgymnasium im Osten. »Das Engagement ist in dieser Größenordnung einzigartig«, lobt er fleißig. Die Schulen haben Mittel bei der ›Deutsches Bundesumweltstiftung‹ beantragt, sie wollen die Freilegung der Lutter aktiv begleiten. Auf Fotos wollen SchülerInnen beispielsweise die Baustelle fotographiert werden, eine serielle Genese eines Baches wird so entstehen.

Wenn dann im September oder Oktober die Lutter fließt, wird der Verein ›Pro-Lutter‹ – getragen von Einzelpersonen, dem Bielefelder Verkehrsverein, dem Historischen Verein, Kunstverein, Pro Grün und Pro Bielefeld – weiter machen. Die Chance eines Lutterbachs an der Straße, deren Name allein schon für die Erscheinung eines Baches einlädt – Am Bach nämlich – ist wohl auf Jahre verstellt, ein Umbau der Ravensberger Straße kaum privat finanzierbar und ohne politische Mehrheit nicht umzusetzen. So könnte alles darauf hinauslaufen, dass im Grünzug an der Ravensberger Straße hinter dem Finanzamt und in der Nähe der zwei bereits erwähnten Gymnasien ein weiteres Stück Lutter nach oben kommt. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Weitere Infos: www.prolutter.de Zur Fertigstellung des Abschnitts plant der Verein ›Pro Lutter‹ ein Fest im Park am Waldhof-Gymnasium




Vor gut einhundert Jahren wurde die Lutter unterirdisch. Foto: Stadtarchiv

Lutter damals


Viele Straßennamen in Bielefelds Zentrum bezeugen noch die Existenz der Lutter: Beispielsweise Am Bach, Mühlenstraße, Oelmühlenstraße, Niedermühlenkamp, Hammer Mühle. Entlang der Lutter zogen sich zwölf Mühlen. Eine der Mühlen, die Damm-Mühle, lag direkt auf dem Gelände des heutigen Gymnasiums am Waldhof. Zwischen 1896 und 1902 wurde die Lutter dann unter die Erde verfrachtet, in einem Abschnitt vom Nebelswall bis zum Stauteich I.

Dafür gab es damals Gründe: Die Lutter war ein Wirtschaftsbach, in den allerlei eingeleitet wurde. Sie war schmutzig und stinkend. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Bielefeld noch keine Kanalisation. 1896 dann wurde der Entschluss gefasst, ein Kanalnetz für die Stadt zu erstellen. Die gesammelten Abwässer sollten auf Rieselfeldern in Heepen gereinigt werden. Zu diesem Zweck wurde die Lutter kurzerhand in einen großen Kanal umgewandelt und bis zu fünf Metern unter der Erde verbuddelt.

Der Verein Pro Lutter nun will nicht die Kanalisation nach oben holen, sondern die Lutter praktisch aufteilen in eine obere und untere Lutter. In der oberen, sichtbaren soll dann ausschließlich Grundwasser fließen, die untere Lutter soll als Abflusskanal hingegen weiterhin in ihrem Rohr verbleiben. Auch würde der Verlauf der Lutter nicht dem historischen Vorbild ansprechen: zu aufwendig und teuer sei dies, sagt der Verein.