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Michael Frayn, Das Spionagespiel (Teil 2)



In gelungener Weise bedient sich der Autor Michael Frayn nicht nur an dieser Stelle des Stilmittels des Perspektivenwechsels. Der um fast ein halbes Jahrhundert gealterte Stephen reflektiert, was sein pubertäres Alter Ego wohl von der Realität verstanden habe: „Meines Wissens har er mit zwei völlig seperaten Teilen seines Gehirns zwei völlig seperate Dinge gedacht.“ Und vermutlich habe er mit einem dritten Teil seines Gehirns unbewusst Verbindungen hergestellt, aber sicher ist sich der erwachsene Stephen nicht.

Michael Frayn, geboren 1933 in London, ist für „Das Spionagespiel“ 2002 mit dem „Whitbread Novel Award“ ausgezeichnet worden. Ihm ist mit diesem Roman eine spannende Kombination aus Kriminalgeschichte und Entwicklungsroman gelungen: Pubertäre Ängste vor Sexualität und noch vielem mehr treffen auf mysteriöse Ereignisse, wie z.B. dem plötzlichen Verschwinden einer Person oder auf ganz triviale Alltäglichkeiten wie Bakterienherde an einer schleimigen Wand. Frayns ausführliche Beschreibungen des settings, des langweiligen, immergleichen Alltags in der Close lassen wie im Kino großflächige Bilder vor dem geistigen Auge entstehen, des entfernte Geräusch der Bahn dringt ins Ohr, selbst der schwere Ligusterduft scheint plötzlich in der Luft zu liegen. Frayn fängt mit seiner Sprache die kleinsten Veränderungen in den Personen oder ihren Beziehungen zueinander ein, alles verändert sich kaum und doch verändert es sich permanent.
Im letzten Kapitel des Romans, das sich wie ein Nachwort des Ich-Erzähler liest, werden tatsächlich einige Geheimnisse, die in der Geschichte vorher angedeutet wurden, aber angesichts des großen Verdachts nicht von Wichtigkeit erschienen, gelüftet. Hinter der Banalität und Langeweile eines Sommers verbirgt sich eine komplexe und widersprüchliche Realität.


Michael Frayn, Das Spionagespiel, Carl Hanser Verlag, 2004, 222 S., 19,80 Euro,
14.2.2004-01-28

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