Einigung bei Tageszeitungen (25.02.2004)
Regelmäßige LeserInnen papierner Zeitungen bemerkten es schon seit Wochen: Immer mal wieder fielen Ausgaben erheblich dünner aus. Der Grund: ver.di, dju (Deutsche Journalisten-Union bei ver.di) und DJV (Deutscher Journalisten Verband) konnten sich bis vor kurzem nicht mit den Verlegern auf einen neuen Tarifvertrag einigen. Deswegen kam es immer wieder zu Streikaktionen. Am gestrigen Dienstag kamen die Streitparteien bei der achten Verhandlungsrunde in Berlin zusammen. Mit Erfolg.
Zuvor hatten die in Ostwestfalen streikenden Redakteure noch erklären, dass »trotz der Kompromiss-Angebote der Gewerkschaften die Verleger weiter auf ihren nicht annehmbaren Positionen beharren«.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch aber kam der Verhandlungsdurchbruch. Der dju-Verhandlungsführer und ver.di-Vize Frank Werneke bezeichnete das Ergebnis zwar als »nicht voll befriedigend«. Gelungen sei aber, einige Verleger-Forderungen abzuwehren. Dazu gehörten die Ausweitung der Wochenarbeitszeit und die Öffnungsklausel. Auch eine erneute Kappung der Berufsjahresstaffel wurde verhindert.
Positiv bewertete Frank Werneke zudem, dass mit der Einigung wieder Tarifsicherheit hergestellt wurde, weil der seit über einem Jahr offene Manteltarifvertrag (MTV) mit einigen Änderungen bundesweit wieder in Kraft ist. Der ver.di-Vize kritisierte allerdings, dass einige Einschnitte im Manteltarifvertrag hingenommen werden mussten. So gelten künftig veränderte Urlaubsregelungen, das Urlaubsgeld wird in Zukunft nur noch 80 Prozent eines Monatsgehaltes betragen.
Das Gehalt steigt ab dem 1. Juni dieses Jahres um 1,3 Prozent. In gleicher Weise werden die Honorare für arbeitnehmerähnliche Freie angehoben. Der Gehalts- und der Honorartarifvertrag haben eine Laufzeit von 24 Monaten bis zum 31. Juli 2005. Für Werneke ist das Ergebnis ein Ausdruck des realen Kräfteverhältnisses. »Das wir aber überhaupt so weit gekommen sind, ist den 3000 streikenden Kolleginnen und Kollegen zu verdanken«. Insgesamt 14.000 Redakteure sind in Deutschland bei Tageszeitungen beschäftigt. Die Gewerkschaften hatten in den Verhandlungen betont, dass wenn sich die Arbeitgeber-Position durchsetze, bis zu 1.400 Stellen bedroht seien. Ob durch den aktuellen Tarif-Abschluss, weniger Urlaub bedeutet mehr Arbeitszeit, Stellen bedroht sind, bleibt von ver.di zunächst unbeantwortet.