Geht es nach Wissenschaftsministerin Kraft, wird mit dem Hochschulkonzept 2010 alles gut. Der Senat der Universität sieht das Vorhaben nicht so rosig. Die Einstellung der Romanistik, die das Rektorat in dem Bericht ans Ministerium vorschlägt, wurde aber in der heutigen Sitzung nicht mehr thematisiert.Von Mario A. SarclettiBei der Vorstellung des Hochschulkonzeptes geriet Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft ins Schwärmen: »Wenn uns dieses Vorhaben gelingt, wird Nordrhein-Westfalen 2010 international mit an der Weltspitze stehen. Davon bin ich fest überzeugt«, lobte sie ihre Ideen zum Umbau der nordrhein-westfälischen Hochschullandschaft in den höchsten Tönen. Die Umgestaltung soll in vier Stufen bis zum Jahr 2010 passieren, nach der »Profilbildung der Hochschulen« sollen an den Hochschulen »zukunftsfähige Strukturen« geschaffen werden. Weitere Vorhaben der Ministerin sind die Einführung von leistungsbezogener Mittelvergabe und Besoldung, außerdem sollen Forschung und Lehre regelmäßig bewertet werden. »Ziel des Hochschulkonzepts 2010 ist es, in NRW besser und schneller zu studieren und erfolgreicher zu forschen«, so Kraft im Dezember.
Das Rektorat der Universität Bielefeld hat am Mittwoch seine Vorschläge zur »Profilbildung« dem Senat vorgelegt. »Ich hab den Eindruck, dass wir weit vorne sind«, beschrieb Rektor Dieter Timmermann die Position Bielefelds im Vergleich zu den anderen Hochschulen. »Köln und Bonn machen gar nichts, auch der Münsteraner Rektor hat mir gesagt, dass sie da nicht viel machen«, nennt Timmermann Beispiele für Unis, die Bielefeld abgehängt hat.
Vielleicht hat Kraft den Bielefelder Rektor gemeint, als sie davon sprach, »gemeinsam mit den Reformkräften in den Hochschulen ans Werk« zu gehen. »Es geht darum uns so aufzustellen, dass wir uns, wenn die Spitzenförderung kommt, behaupten können«, erklärt Timmermann, warum er die Bestrebungen der Ministerin tatkräftig unterstützt, auch wenn es bei der Senatssitzung Kritik am Vorgehen des Ministeriums gibt.
So stellte Hartmut Krauß, der an der Erstellung des Berichtes mitgewirkt hatte, fest: »Ich glaube, das Ministerium weiß selbst nicht, wohin es geht.« Ursprünglich habe Wissenschaftsministerin Kraft vorgeschlagen, ganze Hochschulstandorte zu schließen. »Aber dann hat sie erst gemerkt, mit wem sie es zu tun kriegt«, so Krauß. Er befürchtet, dass das Ministerium von dem Hochschulkonzept überfordert ist: »Das Ministerium bekommt jetzt Berichte, hat aber keine fachliche Kompetenz. Holt sie sich die?«, fragt er in die Runde und stellt fest: »Das Verfahren hat jetzt eine Eigendynamik entwickelt. Hat das Ministerium die Kraft das durchzustehen?«
Aber nicht nur im Senat wird Kritik an Düsseldorf geäußert, sie ist auch im Papier des Rektorats nachzulesen. So kritisiert der fünfzigseitige Bericht an das Ministerium zum Beispiel die Grundlage des Hochschulkonzepts. So offenbarten die Vergleichsdaten »in Bezug auf Drittmittel und Absolventen pro Wissenschaftler in einigen Fächern deutliche Schwächen«, heißt es in dem Papier. Sie seien in Bezug auf Zeitausschnitt, regionale Begrenzung hochselektiv und kaum geeignet die Leistungen in Forschung und Lehre darzustellen. Diese Zahlen sind aber der Maßstab an dem die einzelnen Fächer gemessen werden und nach denen entschieden wird, welchem Fach es an den Kragen geht. So sieht es bei den Fächern Chemie, Biochemie und Psychologie in Bielefeld nicht gut aus, was das Drittmittelaufkommen betrifft, also die Gelder für die Forschung, die nicht vom Land sondern von Stiftungen oder der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingeworben werden. Dafür produzieren diese Fächer viele Publikationen, die international auch oft zitiert werden, ein Zeichen für ein hohes Niveau in der Forschung. Dennoch muss beispielsweise die Chemie um ihre Zukunft bangen.