ver.di will keine Kompromisse mehr eingehenMatthias von Fintel, ver.di-Verhandlungsführer in den Tarifverhandlungen mit dem Cinemaxx, legte ver.di dem Kino-Riesen ein Gegen-Modell vor, »welches für das Kinounternehmen einerseits wirtschaftlich tragbar ist und andererseits eine Perspektive für Verbesserungen im Einkommen und der Altersvorsorge schafft«. Es berücksichtige sowohl die angeschlagene wirtschaftliche Leistungskraft der CxX-AG, biete aber auch notwendige Verbesserungen für seine Angestellten.
Das Modell sieht eine ab Januar 2004 reduzierte Arbeitszeit auf 38 Stunden pro Woche vor, was einen Anstieg der Stundenlöhne um 2,5 Prozent bedeuten würde. Erst ab 2005 sollen die Einkommen der Angestellten um zwei Prozent erhöht werden. »Für Kino-Einkommen, die fast vollständig zur Deckung des Lebensunterhaltes reichen müssen, eine zurückhaltende Forderung«, sagt Fintel. Weitere Forderungen wurden mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage des Konzerns noch zur Verhandlung gestellt. Hierzu gehören die Verbesserungen bei unbezahltem Urlaub, bei Tarifbedingungen der Betriebsleitungsassistenten, bei der betrieblichen Altersvorsorge und der Berufsjahrestaffel.
ver.di Vorschlag wirtschaftlich untragbarIn einem internen Rundschreiben kritisierte die Verhandlungskommission des Kino-Riesen das ver.di-Modell als nicht finanzierbar für das Unternehmen. Es entstünde diesem so ein erweiteter Personalaufwand von mehr als eine Million Euro für das Jahr 2004. Durch die ver.di Forderungen entstünde eine Gefährdung des Unternehmens.
Die Kino-Tarifkommission der ver.di beriet am Mittwoch den 3. Dezember über die Verhandlungssituation und mögliche Gegenmaßnahmen. Der nächste Verhandlungstermin ist für Freitag, 19. November, festgesetzt. In Berlin und Bremen kam es in Cinemaxx-Centern bereits zu Warnstreiks. Dem hat die Cxx-AG zunächst massiv einen Riegel vorgeschoben. Sie erwirkte vor einem Arbeitsgericht eine einstweilige Verfügung mit der Behauptung, ver.di plane die Bestreikung der Premiere des Herrn der Ringe am Mittwoch, 17. Dezember. Diese flächendeckenden Warnstreiks wären unverhältnismäßig und der Tarifauseinandersetzung unangemssen. ver.di dementiert: Man habe nie zu einem flächendeckenden Warnstreik der ›Herr der Ringe‹-Premiere am Mittwoch aufgerufen. Doch jetzt sind ver.di und den Beschäftigten die Hände gebunden, das Arbeitsgericht tagt erst am 22. Dezember in einer mündlichen Verhandlung. Mit der einstweiligen Verfügung hat die Cxx-AG damit bis dahin Ruhe. Im Bielefelder Cinemaxx könnte Frodo dann aber nach dem 22. Dezember vergeblich hinter einem Ring herjagen, weil einige Vorstellungen vom Personal bestreikt werden.
Bliebe dann noch das Cinestar für das weihnachtliche ›Herr der Ringe‹-Abenteuer in Bielefeld. Doch dort ist die Situation der Beschäftigten noch schlechter als im Cinemaxx. Der gewerkschaftliche Organisierungsgrad ist gering, hauptsächlich sind Schüler beschäftigt, die sich ein Taschengeld verdienen. Betriebsräte sind die Ausnahme, gerade drei sind im Jahr 2003 gegründet worden, einer davon in der Gütersloher Cinestar-Filiale. Das Cinestar ist in keinem Arbeitergeberverbund organisiert, einen ausgehandelten Haustarif gibt es nicht. »Das Cinestar betreibt fröhlich Lohndumping«, sagt Gewerkschaftssekretärin Susanne Gerhards. Flächentarif und Tarifbindung sind beim Cinestar Fremdwörter, die allenfalls in Filmen, aber nicht im echten Leben vorkommen.
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