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Das große Kino in der Krise (17.12.2003)



Von Manfred Horn

Erst war es die Sommerhitze, jetzt sind es die DVD’s. Dem Kino geht es schlecht, zumindest den zwei Großen der Branche. Cinemaxx und Cinestar klagen über rapiden Besucherschwund und schreiben rote Zahlen. 2001 gingen bundesweit noch knapp 178 Millionen Menschen ins Kino, schon in 2002 sank die Zahl auf knapp 164 Millionen. In 2003 dürfte die Zahl nochmals sinken, branchenintern wird von einem Umsatzrückgang von zehn Prozent für 2003 ausgegangen.

Daran werden auch die Hobbits nichts mehr ändern. Der ›Herr der Ringe, Teil 3‹ wird sicherlich ein Kassenschlager. Ein Blockbuster, der seinesgleichen sucht. Bereits im November konnten die Kinoriesen mit dem Zeichentrickfilm Nemo gute Umsätze machen. Doch insgesamt ist das wohl zu wenig, um die Jahresbesucherzahlen noch auf das Niveau von 2002 zu heben. Damit scheinen die Boom-Jahre der großen Kinos vorbei. Innerhalb der 1990er Jahre gelang es, die jährlichen Besucherzahlen von 120 Millionen (1990) auf 152 Millionen (2000) zu steigern, 2001 folgte dann das Rekordjahr mit 178 Millionen Besuchern. Dass das nicht endlos so weiter gehen würde, hätte eigentlich allen Beteiligten klar sein müssen.

Insgesamt gibt es in der Bundesrepublik aber noch 1.200 Filmtheaterunternehmen, und nicht allen geht es schlecht. Das Lichtwerk zum Beispiel plant den Umzug und die Erweiterung in den Ravensberger Park, nicht gerade ein Zeichen für aktuelles Minusgeschäft. Es ist eher so, dass vor allem die Multiplexe für ihre Gigantonomie zahlen müssen. Insgesamt 140 Multiplex-Kinos mit über 300.000 Sitzplätzen gibt es inzwischen in der Bundesrepublik. Sie meinten, mal eben den Kinomarkt aufrollen zu können. Gerade in größeren Städten ist ihnen das war weitestgehend gelungen – dort verblieb nur noch die Sparte von Programmkinos – aber jetzt stehen die Zeichen eher auf Rückzug und Schließung. Wo das Geld in der Vergangenheit noch locker saß, wird jetzt intensiv über Mieten und gesenkte Löhne verhandelt. Denn die Multiplexe haben keine eigenen Häuser, sie spielen überall zur Miete.

In Bielefeld kommt ein ruinöser Preiskampf hinzu. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Cinestar und Cinemaxx sich in Bielefeld gegenseitig vom Markt zu verdrängen suchen – die Stadt ist für zwei Multiplexe einfach zu klein. Das Problem: Die Filme werden inzwischen zu Eintrittspreisen gezeigt, die nicht einmal mehr die Kosten decken. Der traditionelle günstige Kinotag wurde abgeschafft, im Moment ist praktisch jeder Tag ein Kinotag. Die Preise liegen zwischen vier und fünf Euro, einige spezielle Angebote sogar noch deutlich darunter.

Während die Eintrittspreise im Konkurrenzkampf sinken, wollen die Verleiher andererseits immer mehr Geld. Die Hälfte des Eintrittsgeldes landet in den Taschen der Verleiher. Als der US-Verleih United International Pictures (UIP) im Sommer 2003 bei dem Film ›Hulk‹ nochmals an der Preisschraube drehen wollte und zehn Prozent mehr vom Eintrittsgeld verlangte, machte zumindest das Cinemaxx nicht mehr mit und zeigte den Film erst gar nicht. Das Cinestar hingegen spielte den Film nach einigem Zögern.