Bielefelder Trinkwasserbrunnen gefährdet? (27.08.2003)
Dass uns das internationale Jahr des Süßwassers den trockensten Sommer seit langem bescherte, erhöht die Sensibilität für das kostbare Nass sicherlich. Passend dazu veranstalten Bürgerinitiativen an den kommenden Wochenenden Exkursionen zu Bielefelder Trinkwasserbrunnen. Denn sie glauben, dass die Wasserwerke 1 bis 4, die 65,7 Prozent des im Stadtgebiet geförderten Wassers liefern, gefährdet sind. Mario A. Sarcletti sprach darüber mit Ralf Fehring von der Bürgerinitiative »Für Senne, Wald und Trinkwassererhalt«.Herr Fehring, sie engagieren sich ja für den Erhalt der Brunnen in Bielefeld. Durch welche Projekte sind die den aktuell gefährdet?Zum einen werden die Wasserwerke 1 und 1a in Sennestadt durch den Bau von 150 Wohneinheiten in der Württemberger Alle gefährdet, Wasswerk 2 durch das geplante Neubaugebiet Schilling, wozu es aber derzeit noch keinen Bebauungsplan gibt. Wasserwerk 3 bedroht die Verlängerung der Landebahn des Flughafens Windelsbleiche und Wasserwerk 4 verschiedene Verkehrsmaßnahmen. Dort will man die A33, die B61n und den Ostwestfalendamm zusammenführen.
Wie so ein Autobahnkreuz das Grundwasser gefährden könnte ist gut vorstellbar. Aber was ist bei den anderen Projekten das Problem für das Trinkwasser? Ich befasse mich vor allem mit den Bereichen Württemberger Allee und Schilling: Da sind vor allem das Problem die Kleingartenanlagen. Da werden Insektizide, Pestizide und Dünger eingetragen, und zwar mehr als in der Landwirtschaft, und das führt zu Belastungen des Trinkwassers. Letztendlich kann sich die zu fördernde Menge auch dadurch verringern, dass Oberflächenversiegelung betrieben wird, da das Regenwasser nicht mehr ins Grundwasser sondern in die Kanalisation geht. Und dann ist es auch so, dass der Eintrag von Streusalzen letzendlich dazu führt, dass sich die Trinkwasserqualität verschlechtert. Das gilt für beide Baugebiete.
Wenn das Gebiet nicht bebaut ist, dann stehen da ja Bäume. Sorgen die auch für eine bessere Wasserqualität? Auf jeden Fall, die filtern zumindest die Nitrate aus Düngemitteln raus. Nitrate sind ja Nährstoffe für die Bäume und Sträucher und die gesamte Pflanzenschicht die es da gibt. Die ziehen die dann eben aus dem Wasser und verbessern damit die Wasserqualität.
Was ist denn der Hintergrund des Bauvorhabens in der Württembergerallee? Sennestadt ist sehr stark überaltert und die Bezirksvertretung hat über Jahre versucht hier Baugebiete zu etablieren. Das ist immer sehr schwer gefallen. Die Württemberger Allee ist nun ein Baugebiet, das eigentlich in der schönsten Ecke liegt in der man bauen kann. Man würde also in einem naturschutzwürdigen Wald bauen, das ist sicher etwas, was Bauherren interessieren kann. Es lässt sich auch deshalb besser vermarkten, weil es die größte Ferne zu den beiden Autobahnen hat, die uns hier in Sennestadt belasten und es ist relativ nah am Zentrum von Sennestadt, man kann es durchaus noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen.