Webwecker Bielefeld: prozessfebruar

Demente Staatsanwälte (26.02.2003)



Im Prozess gegen drei leitende Mitarbeiter der Drogenberatung sowie den ehemaligen Polizeipräsidenten Horst Kruse und zwei Leitende Polizeidirektoren scheint sich der Vorsitzende Richter bisher vor allem für die Vorgänge rund um die Beschaffungsprostitution in der Naharyastraße zu interessieren. Am sechsten Prozesstag wurden mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt Schulze und seinem Stellvertreter Specht erstmals Zeugen vernommen.



Von Mario Sarcletti

Zum fünften Prozesstag vor dem Bielefelder Landgericht waren wieder zahlreiche Zuschauer erschienen. Unter ihnen die ehemalige Bielefelder Oberbürgermeisterin Angelika Dopheide der Drogenreferent der deutschen Aids-Hilfe, Dirk Schäffer, sowie die Landesvorstandssprecherin der Grünen, Britta Hasselmann. Sie erklärte, aus Solidarität mit den Angeklagten gekommen zu sein. Und es gehe auch ums Konzept: »Bielefeld ist ja mit seinem niederschwelligen, vielfältigen Drogenkonzept, was Prävention, was Hilfe, therapeutische Beratung und Betreuung betrifft wirklich vorbildlich«, unterstützt sie das Bielefelder Modell.

Auch an diesem Tag ging es bei der Befragung der Angeklagten vor allem um das Verhalten der Polizei gegenüber den drogenabhängigen Frauen, die in er Naharyastraße am Bahnhof der Beschaffungsprostitution nachgehen. Der Vorsitzende Richter am Landgericht, Dieter Fels, konfrontierte die angeklagten Polizeibeamten mit Vermerken aus Polizeikreisen, die den Anklagepunkt der »Förderung der Prostitution« unterstützen sollen.

Die Staatsanwaltschaft Münster wirft dem ehemaligen Polizeipräsidenten Horst Kruse sowie den Leitenden Polizeidirektoren Heinz Haubrock und Uwe Gebranzig vor, dass sie die Einkommenssituation der drogenabhängigen Prostituierten verbessern wollten, indem sie die professionellen Prostituierten vertrieben habe. »Ich habe den Eindruck, dass drogenabhängige Frauen mit Billigung der Poizeispitze der Prostitution nachgehen können«, beschrieb auch der Vorsitzende Richter Dieter Fels seine Sicht der Dinge. Das Vorgehen gegen professionelle Prostituierte zöge sich hingegen wie ein roter Faden durch die Akten, so Fels.