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Stadtsportbund-Geschäftsführer Schulze: Randsportarten werden zur Kosten-Nutzen Rechnung
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Gehts nach der Ratsmehrheit, kostet Sport auf städtischen Anlagen demnächst Geld. Für Karl Wilhelm Schulze, Geschäftsführer des Stadtsportbundes, nicht hinnehmbar. Er sieht eine Mehrbelastung für die Vereine und ruft zum Protest auf.Von Manfred HornBisher haben in Bielefeld gemeinnützige Sportvereine kostenlosen Zugang zu kommunalen Sporteinrichtungen. Die Stadt weist die Hallen und Plätze den Vereinen zu. Oft sind dies Sporthallen in Schulen. Dort hat der Vereinssport häufig positive Effekte: Die Vereine stellen ihre Sportgeräte wie Tischtennisplatten auch dem Schulsport zur Verfügung, die Vereine übernehmen Schlüsseldienste.
Geht es nach den Vorstellungen der bürgerlichen Ratsmehrheit, soll es damit bald vorbei sein. Auf der Ratssitzung am 15. Mai will man beschließen, dass zukünftig pro Sportstätte und je Stunde drei Euro zu entrichten sind.
Das höre sich zunächst nach nicht viel an, sagt Karl Wilhelm Schulze, Geschäftsführer des Stadtsportbundes. Doch aus drei Euro werden schnell neun Euro. Eine Turnhalle ist nämlich nach den Vorstellungen der Ratsmehrheit nicht gleich einer Turnhalle. Eine Dreifach-Turnhalle ist eben drei mal so groß, macht dann neun Euro pro Stunde. Auch wer die ganze Eisfläche auf der Eisbahn nutzt, muss neun Euro zahlen. Besonders getroffen von der neuen Regelung wären also Sportarten mit großem Raumbedarf wie Eishockey, Eislaufen, Handball, oder auch therapeutische Sportangebote wie Herzsport.
Der Teufel steckt für Schulze aber nicht nur im Detail. Die Entscheidung, für die bisher kostenlosen städtischen Sportanlagen Geld zu verlangen, sei ein Dammbruch. Wer wisse schon, was dann im nächsten Jahr folge. Vielleicht fehle der Kommune dann noch mehr Geld und sie will dann vier Euro pro Sportfläche, kritisiert Schulze. Schulze kann die Befürworter der Geld-Regelung nicht verstehen. Mit Blick auf die regierende CDU sagt er: »Die nächste Kommunalwahl kommt bestimmt.«
Schulze sieht voraus, dass die Sportvereine Mitgliederrückgänge haben werden. Es gebe etliche Mitglieder, die seit 40 Jahren in einem Sportverein sind. Nicht mehr aktiv, blieben sie bisher doch aus alter Verbundenheit im Verein. Wenn die jetzt beispielsweise ein Euro mehr zahlen müssen im Monat, dann könnten sich viele von ihnen überlegen, auszutreten. Auch könnten Randsportarten wie Indiaca oder Freesbie verschwinden: Die Übungsgruppen machen dicht, weil sich nicht mehr genug Leute finden, die gegen Geld mitmachen wollen. Die individuelle Kosten-Nutzen-Rechnung trete dann stärker in den Vordergrund, sagt Schulze. Außerdem müssten die Sportvereine, käme die Regelung durch den Rat, zukünftig mehr Verwaltungsarbeit leisten, da die Gelder abzurechnen und weiterzuleiten wären. In der Summe sieht Schulze eine höhere Belastung auf die Vereine zukommen. Dies sei nicht nur eine Frage des Geldes. Und: Treten viele der derzeit 77.000 in Bielefelds Sportvereinen Organisierten aus, müssten immer weniger Mitglieder die städtischen Gebühren bezahlen. Die Folge: Die Mitgliedsbeiträge steigen wiederum. Eine Spirale würde losgetreten, deren Ende unabsehbar ist.
Zur nächsten Ratssitzung am Donnerstag, 15. Mai, ruft der Stadtsportbund zum Protestsport auf. Ab 14 Uhr auf dem Rathausvorplatz sind alle zum Sport machen eingeladen und sollen auch ihre Sportgeräte mitbringen. Anschließend soll um 15 Uhr die Ratssitzung aufgesucht werden, um dort den Protest kundzutun. Auch Plakate, Trillerpfeifen sind willkommen.