Webwecker Bielefeld: clausen01

»Schwierige, aber reizvolle Aufgabe« (Interview mit Peter Clausen, Teil 1; 11.06.2003)



Am 25. Juni ist Showdown: Die Bielefelder SPD entscheidet sich für einen Oberbürgermeisterkandiaten. Zur Wahl stehen Peter Clausen und Godehard Franzen. Lesen Sie heute den ersten Teil des WebWecker-Interviews mit Peter Clausen über die Haushaltslage, die Zukunft des dreispartigen Theaters, und die Möglichkeiten verstärkten bürgerschaftlichen Engagements.






Peter Clausen
Peter Clausen: Oberbürgermeister und Kämmerer sollen ihre Hausaufgaben vernünftig machen









Peter Clausen ist 41 Jahre alt und lebt seit vielen Jahren mit seinem Lebenspartner zusammen. Er kam vor gut zwanzig Jahren zum Studieren nach Bielefeld. Nach abgeschlossenem Jurastudium wurde er Arbeitsrichter, ein Beruf, den er bis heute ausübt. Seit einigen Jahren ist er beim Arbeitsgericht Bielefeld beschäftigt. In der SPD ist er seit Anfang der 1980er Mitglied. Er war zunächst bei den Jusos, dann bei der ASJ (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen), wo Clausen auch Vorsitzender des Bezirks OWL war. Anfang der 1990er arbeitete er im Bielefelder Flüchtlingsrat mit. Im Rat der Stadt ist er seit neun Jahren. Davon war er die ersten fünf Jahre schwerpunktmäßig im Bereich Soziales tätig und vertrat die Partei im Sozial- und Gesundheitsausschuß. Bei der letzten Kommunalwahl konnte er seinen Wahlkreis 6 (»fünfter Karton«, Ziegelstraße) verteidigen; der einzige Wahlkreis, den die SPD direkt gewinnen konnte. Seit 1999 ist er auch Vorsitzender des Jugendhilfe-Ausschusses und seit 15 Monaten Vorsitzender der Ratsfraktion.





Interview: Manfred Horn


Was ist Ihre Motivation, Bürgermeister zu werden? Die Zeiten sind nicht rosig und es gibt wahrscheinlich kaum einen Blumentopf zu gewinnen.


Das Amt des Oberbürgermeisters ist ein ganz spannendes. Aus zwei Gründen: Erstens finde ich es spannend, sich mit gewaltigen, schwierigen Herausforderungen auseinandersetzen zu müssen. Die gewaltige Herausforderung in Bielefeld ist wie in den meisten anderen Großstädten die Haushaltssituation. Die gehört auf Platz 1 bei jedem Oberbürgermeister, ganz egal wie er heißt und aus welcher Partei er kommt. Wir haben in Bielefeld nicht nur die Situation, dass wir einen Schuldenberg haben – der wäre als solches gar nicht schlimm – sondern wir haben insbesondere die Situation, dass sich die Einnahmen und die Ausgaben imme weiter voneinander entfernen. Wir leben seit Jahren deutlich über unsere Verhältnisse, eine ganze Reihe städtischer Angebote werden schlicht auf Pump finanziert. Da ist es erforderlich, die Schere wieder zusammenzuführen. Eine Herausforderung, die ich schwierig, aber auch reizvoll finde.

Zweitens umfasst das Amt des Oberbürgermeisters nicht nur die Bewältigung solcher schwierigen Probleme , sondern Sie können als Chef der Verwaltung auch auf ganz viele Vorgänge in der Stadt, z.B. bei der Stadtentwicklung, Einfluß nehmen. Diese Stadt lebt in allen Bereichen: Kultur, Freizeit, Sport, Straßen, Verkehr, Bau. Wir haben ja überall ständig Veränderungen. In diesen Veränderungen gibt es in der Regel auch Gestaltungsspielräume, die man auch nutzen kann. Zusammengenommen ist das Amt des Oberbürgermeisters durch einen Spannungsbogen geprägt: An dem einen Pol schwierige Aufgaben, am anderen Pol aber auch reizvolle Gestaltungsmöglichkeiten.