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Unruhe um Uni-Party (25.06.2003)



Im Vorfeld der West-End-Party gibt es Wirbel um die Sicherheitsmaßnahmen. Die Fachschaft der Erziehungswissenschaftler will sich nicht aus ihren Räumen vertreiben lassen.

Von Mario A. Sarcletti

»De facto gibt es da doch no-go-areas«, schimpft Christian Baier von der Fachschaft des Diplomstudiengangs Erziehungswissenschaft (DSE). Er freut sich gar nicht auf die West-End-Party, die am heutigen Mittwochabend in der Unihalle stattfindet. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an die letzte Großparty in der Universität. Da wollten die von den Partymachern engagierten Wachleute den Fachschaftsraum räumen, in dem gerade eine Sitzung stattfand. »Die haben keine Ahnung von den Strukturen in der Uni. Es war sehr schwierig den Leuten von Prodiac zu erklären, was ein Pädagogen-Café ist«, erinnert er sich an den Abend im April.

Aber nicht nur die Fachschaft DSE war Ziel des Einsatzes der Prodiac-Mannen, auch den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) wollten sie räumen. Nur in zähen Verhandlungen konnte ihnen klar gemacht werden, wer in der Universität Herr im Hause ist. Deshalb unterstützt auch der AStA eine Veranstaltung der Fachschaft unter dem Motto »Reclaim the Uni[verse]«, die heute parallel zu der Party im Fachschaftsraum (S3-133) stattfindet. In einem Vortrag soll der »Öffentliche Raum« thematisiert werden, der nach Meinung der Studierendenvertreter auch in der Universität immer mehr reglementiert und eingeschränkt wird. Für Unmut sorgt auch, dass die Partyveranstalter aus der Sportfakultät zur Finanzierung der Sicherheitsmaßnahmen Eintritt nehmen müssen, früher waren West-End-Partys umsonst. Für Christian Baier ein Schritt in Richtung Kommerzialisierung und Ausgrenzung: »Wer nicht zahlt, kommt nicht rein«, moniert er.

»Der öffentliche Raum als frei zugänglicher Platz immer und überall muss erhalten werden. Jeglichen Tendenzen, diesen Raum streitig zu machen, muss entgegengetreten werden«, macht der AStA auf einem Flugblatt klar, dass man Vorkommnisse wie im April nicht hinnehmen werde. Die Schuld dafür, dass die Uni außerhalb der Feierfläche »No-go-area« ist, geben die Studierendenvertreter dem Rektorat. Denn das hat strenge Auflagen für die Partys erlassen, die zwei bis vier Mal pro Jahr mehr als zehntausend Feierwütige anziehen.

Die verursachten regelmäßig Schäden im gesamten Unigebäude, etwa 2000 Euro Kosten verursachten entleerte Feuerlöscher, eingeschlagene Scheiben und überflutete Toiletten bei jeder Party, erklärt Rainer Lesemann, als Abteilungsleiter in der Univerwaltung unter anderem für die Gebäudebewachung und –sicherung zuständig. »Seitdem wir dieses neue Konzept haben, gibt es keine Schäden mehr«, zeigt er sich überzeugt, dass die Sicherheitsmaßnahmen Wirkung zeigen.

Das bezweifelt Christian Baier. »Es zeigt sich doch bei vielen Sicherheitstechnologien, dass sie vordergründig funktionieren, aber dabei Freiheiten, die vorher da waren, eingeschränkt werden«, so Baier. Außerdem würden die Sicherheitsmaßnahmen mehr Kosten verursachen als die Schäden. Mit der Veranstaltung parallel zur Party wolle die Fachschaft noch einmal »theoretischen Input« zum Thema Sicherheit und Öffentlicher Raum geben und über das Thema diskutieren. »Das ist aber keineswegs etwas gegen die Partyveranstalter«, betont Baier. Auch der AStA will keinesfalls, dass »Studis gegeneinander ausgespielt werden«, wie es auf dem Flugblatt heißt, auf dem auch der Erhalt der West-End-Partys gefordert wird.

Auch Christian Baier spricht sich dafür aus, dass es weiterhin Partys in der Uni gibt. Er ist überzeugt, dass es weniger repressive Sicherheitskonzepte geben könne. »Die müssten mit allen Statusgruppen abgesprochen werden, nicht als so eine law-and-order-Politik von oben«, fordert er.