Junge Stadt Bielefeld (30.07.2003)
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Blick in die Zukunft: Michael Vesper und Moderatorin Inge Schulze
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Wie wird Bielefeld im Jahr 2020 aussehen? Dazu gaben PolitikerInnen und VertreterInnen verschiedener Organisationen auf Einladung der Bielefelder Grünen am vergangenen Donnerstag Auskunft.Von Manfred HornFür Michael Vesper (Grüne), Minister für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport in NRW macht die »Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Angebote eine Stadt interessant«. Bielefeld habe alle Bestandteile einer Stadt. Dennoch sei die Zukunft Bielefelds auf Grund demographischer Entwicklungen bedroht. Bis 2050 werde die Bevölkerungszahl von momentan über 330.000 im Mittel um zwölf Prozent abnehmen. Nicht nur die Einwohnerzahl sinke, auch die Zahl der Alten steige deutlich an (vgl. auch
folgenden Artikel).
Nun stellte Vesper sich die Frage, wie man die jüngere Bevölkerung in Bielefeld halten könne und bot als Lösung einen Dreiklang von Kultur, Wohnen und Arbeit an. Alle drei Faktoren würden miteinander zusammenhängen. Dazu gehöre auch ein öffentlicher Raum, der die Leute zusammenführe. Widerspruch erntete Vesper mit seinem Dreiklangmodell bei dem BGW-Geschäftsführer Norbert Müller: »Ich glaube, das Arbeitsplätze der ganz entscheidende Faktor sind.« Er prognostizierte einen Wettbewerb der Städte um arbeitsfähige Menschen. Als leuchtendes Beispiel erwähnte er Regensburg: Der kleinen Stadt mit 80.000 Einwohnern sei es in den vergangenen zehn Jahren gelungen, fast 20.000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dies sei möglich gewesen, weil die Stadtverwaltung entschlossen gearbeitet und auch schon mal einen Bauantrag eines Investors in elf Tagen und im Drei-Schicht-System bearbeitet habe.
Bielefeld habe zur Zeit eine »historische Chance«, hob Vesper hervor. Auf Grund des Abzugs von Industrie und Militär aus dem Stadtgebiet könne dort die Stadt noch einmal neu gemacht werden. Als vorbildlich hob er die Gestaltung des Tor 6 im Bielefelder Osten hervor. Durch integrierte Angebot könnten auch in Zukunft Kinder und Jugendliche in der Stadt gehalten werden. Vesper betonte die Bedeutung von Spiel und Spaß in der Stadt, beispielsweise durch Kinder- und Jugendtheater und sprach von einer »bespielbaren Stadt«.
Für eine attraktive Zukunft Bielefelds hob Vesper die Bedeutung des Handels heraus. Er bedauerte, dass inzwischen 70 bis 90 Prozent der Geschäfte in 1-A-Lagen Filialisten und Discounter seien. »Zu viel«, befand Vesper. Und: Es gehe nicht nur um den Handel, sondern auch um die Immobilienbesitzer in der Innenstadt. Hier sei in den vergangenen Jahrzehnten manches schief gelaufen. Ein weiteres Problem: Der Ansiedlungsdruck großflächiger Einzelhandelsbetriebe in den Außenbezirken. Hier war der Trend in den vergangenen Jahrzehnten so, dass sich immer mehr Diskounter auf der grünen Wiese ansiedelten, oft noch finanziell unterstützt von Stadt und Land. Vesper kündigte an, nur noch integrierte Gewerbegebiete zu fördern. Eine eindeutige Absage an den Supermarkt, der nicht in der Innenstadt oder in einem Wohngebiet liegt.