Sackgasse Repression (23.07.2003)
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Donnerstag Mittag versammelten sich Trauernde am Neuen Rathaus
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Drogentod sei meistens ein Tod auf Grund von Verboten und Kriminalisierung, sagen die Veranstalter des Gedenktags für verstorbene DrogengebraucherInnen in Bielefeld. Die Anlaufstelle in der Borsigstraße bekommt die scharfen Gesetze hautnah zu spüren: Die Zahl der BesucherInnen ist rapide gesunken, seitdem noch schärfer kontrolliert werden muss.Von Manfred HornDer Gedenktag steht nicht im Kalender. Dennoch begingen ihn BielefelderInnen in diesem Jahr zum dritten Mal: Den »nationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen« am 21. Juli. Die Drogenberatung rief am Montag zu einer Gedenkstunde am Neuen Rathaus auf, AIDS-Hilfe und die Bielefelder Selbsthilfegruppe JES machten mit einem Infostand und weißen Rosen am Spindelbrunnen auf den Gedenktag und die Drogentoten aufmerksam. Im Regierungsbezirk Detmold waren im vergangenen Jahr 32 Drogentote zu verzeichnen. 32 zu viel, wie nicht nur die VeranstalterInnen des Gedenktags in Bielefeld meinen. Zwar geht die Zahl der Drogentoten in den vergangenen Jahren ständig zurück, doch das geht der Drogenberatung, AIDS-Hilfe und JES bei weitem nicht weit genug.
»Die meisten Drogentoten sind auf Grund der Bedingungen gestorben, nicht an den Drogen«, sagt Sabine Sauer, Mitarbeiterin der AIDS-Hilfe Bielefeld. Eine entscheidende Bedingung des Drogenkonsums sei die ständige Bedrohung durch Kriminalisierung, erklärt sie. Einhellig fordern JES, AIDS-Hilfe und die Drogenberatung eine Entkriminalisierung. Der im Juni eingerichtete Drogenkonsumraum in der Borsigstraße wird von ihnen einhellig begrüßt. Dort sind saubere Spritzen und ist auch eine Ärtzin zur Stelle, um in kritischen Situationen wie einem Atemstillstand einzugreifen. »Natürlich kann man an illegalen wie auch an legalen Drogen sterben«, sagt Uwe Griesmeier von der Bielefelder Drogenberatung. Doch wer das entsprechende Geld besitze, könne auch mit reinen Heroin lange leben. Die überwiegende Zahl der DrogenkonsumentInnen aber habe nur verunreinigte Drogen.
Darüber hinaus sind die Drogen noch sehr teuer: »Wenn eine Flasche Bier 300 Euro kosten würde, was wäre dann hier los?«, fragt Ullrich Engelmann von der Bielefelder Selbsthilfegruppe JES. So geraten Drogenkonsumenten in einen Kreislauf, aus dem es kaum ein Entkommen gibt. Um sich die Drogen leisten zu können, müssen sie viel Geld erarbeiten oder besorgen. »Sucht ist ein 24-Stunden Job«, sagt Engelmann. Nicht nur der Gebrauch der Drogen ist kriminalisiert, mit der Höhe der Drogenkosten steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass kriminelle Methoden angewendet werden, um an die entsprechende Summe heranzukommen.
Das Ende der Prohibition fordern die drei Organisationen denn auch mit einer Stimme. Wäre die beendet, würde der Schwarzmarkt zusammenbrechen. Die Folge wäre, das die Qualität der Drogen sich am Markt behaupten müsste und kontrollierbar sei, der Reinheitsgehalt würde steigen. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre die staatlich kontrollierte Abgabe von Originalstoffen wie Heroin. Etwas, dass momentan in einem Pilotprojekt in einigen Städten läuft Bielefeld ist daran allerdings nicht beteiligt. Ein ähnliches Pilotprojekt lief bereits vor Jahren erfolgreich in der Schweiz und führte dort zur staatlich kontrollierten Heroinabgabe an einigen Orten an eine begrenzte Zahl von abhängigen Personen.