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Behauptungen und Realitäten (Teil 3)



«Vor drei Jahren, während Iraks sechsmonatiger Okkupation Kuwaits, hatte es einen Aufschrei gegeben, als ein kuwaitisches Mädchen im Teenager-Alter vor dem Kongress eloquent und effektiv über irakische Abscheulichkeiten gegenüber neugeborenen Babys aussagte. Es stellte sich dann heraus, dass das Mädchen die Tochter des kuwaitischen Botschafters in Washington, Scheich Saud Nasir al- Sabah war und dass ihr Bericht über irakische Soldaten, die Babys aus Brutkästen herausschleuderten, sowohl von Journalisten als auch von Menschenrechtsgruppen als überzogen angegriffen wurde. (Scheich Saud wurde anschließend zum kuwaitischen Informationsminister ernannt und er war auch der Regierungsoffizielle, der die internationale Presse über den angeblich versuchten Mordanschlag gegen George Bush informierte.) Ein zweiter Vorfall ereignete sich im August 1991, als Kuwait eine spezielle Sitzung des UN-Sicherheitsrates herbeiführte, indem es behauptete, dass 12 irakische Wasserfahrzeuge, darunter ein Schnellboot, in einen Versuch verwickelt gewesen seien, die Insel Bubiyan anzugreifen, ein schon lange umstrittenes Territorium, das sich damals unter kuwaitischer Kontrolle befand. Der Sicherheitsrat kam schließlich zu dem Ergebnis, dass die Iraker zwar provokativ gewesen seien, es aber keinen irakischen militärischen Angriff gegeben habe und die kuwaitische Regierung dies auch gewusst habe. Was wirklich stattgefunden hatte, war nicht mehr als eine Auseinandersetzung unter Schmugglern über Kriegsbeute in einer fast demilitarisierten Zone, die sich nach dem Golfkrieg zu einem illegalen Umschlagplatz für Alkohol, Munition und Vieh entwickelt hatte.»

Bei verschiedenen Gelegenheiten hat also Kuwait über die Bedrohung aus dem Irak gelogen. Hersh fährt dann in seinem Artikel fort, zahlreiche andere Beispiele für kuwaitische Lügen gegenüber den USA und den Vereinten Nationen über den Irak aufzuführen. Hier noch ein gutes Hersh-Zitat:

«Der Präsident stand mit seiner Vorsicht nicht alleine. Justizministerin Janet Reno hatte auch ihre Zweifel. ‹Die Justizministerin steht verschiedenen Aspekten der Sache weiterhin skeptisch gegenüber›, berichtete mir ein hoher Beamter aus dem Justizministerium Ende Juli, einen Monat nachdem die Bomben auf Bagdad geworfen wurden ... Zwei Wochen später brach quasi offener Krieg zwischen verschiedenen Gruppen in der Regierung wegen der Frage aus, wer was in Kuwait getan hatte. Jemand gab einem Reporter des Boston Globe Zugang zu einer geheimen CIA-Studie, die äußerst skeptisch gegenüber den kuwaitischen Behauptungen eines irakischen Attentatsversuches war. Die vom CIA-Antiterrorismuszentrum vorgelegte Studie legte nahe, dass Kuwait selbst das Drehbuch für die angebliche Verschwörung fabriziert haben könnte, um die ‹andauernde Bedrohung durch den Irak› gegenüber westlichen Interessen im Persischen Golf hochzuspielen. Weder die [New York] Times noch die [Washington] Post erwähnten besonders den Bericht des Globe, den ein Washingtoner Korrespondent namens Paul Quinn-Judge geschrieben hatte, obwohl die Story ganze Absätze der CIA-Studie zitierte. Die beiden führenden amerikanischen Zeitungen waren durch ihre Quellen auf ein anderes Gleis gesetzt worden.»

Zumindest kann gesagt werden, dass die Anschuldigung gegen den Irak wegen der angeblichen Bombendrohung nicht überzeugend ist.