Am vergangenen Freitag kamen 2500 Menschen zusammen, um gegen einen möglichen Irak-Krieg zu protestieren. Sie lauschten einem breitem Spektrum von Anti-Kriegs-Positionen.Von Manfred Horn Rund 2.500 Menschen versammelten sich am Freitag Nachmittag auf dem Alten Markt, um gegen einen drohenden Krieg im Irak zu protestieren. Sie folgten einem Aufruf der SPD, der Grünen, des DGB und der evangelischen sowie der katholischen Kirche. Anders als die Partei, rief auch noch die PDS-Ratsgruppe zu der Kundgebung auf.
Was die friedensbewegten Menschen bei durchdringender Kälte auf dem Alten Markt erleben konnten, war ein Schnelldurchlauf zur Zeit zirkulierender Positionen gegen möglichen Krieg gegen den Irak. Angelika Claußen, Bundesvorsitzende des IPPNW, (Internationale Ärzte für Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung) betonte ihre Ablehnung gegen einen Krieg. Sie fordert eine Fortsetzung der Waffeninspektionen. Sie lehnt jegliche, auch indirekte Kriegsbeteiligung der Bundesrepublik ab: Dazu gehört für sie auch, den US-Streitkräften keine Überflugrechte zu gewähren, die Spürpanzer aus Kuwait abzuziehen und keine Awacs-Flugzeuge beziehungsweise Soldaten für die Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung zu stellen. Ein Krieg habe den Effekt, dass sich weltweit neue Terrorgruppen bilden würden.
Claußen betonte die Wichtigkeit der Aufhebung des Wirtschaftsembargos, welches seit dem Irak-Krieg von vor zwölf Jahren besteht. Diese Position konnte sie mit eigenen Eindrücken unterstreichen, da sie Anfang 2003 im Irak war. Irak zählt trotz reichhaltiger Ölvorkommen heute zu den fünf ärmsten Ländern weltweit. Das Wirtschaftsembargo treffe vor allem die Zivilbevölkerung, täglich sterben rund 250 Menschen an den Folgen der Sanktionen. Jedes achte Kind stirbt, bevor es das fünfte Lebensjahr erreicht. Richtig findet Claußen hingegen, das Waffenembargo gegen den Irak aufrecht zu erhalten. Zudem fordert sie von der Europäischen Union, einen Dialog im Nahen Osten zu initiieren. Zivile Konfliktschlichtung habe Vorrang, sie sei auch eine Unterstützung für das »andere Amerika«, dass den Frieden wolle. (ein ausführliches Interview mit Angelika Claußen folgt im nächsten WebWecker).
Roland Engels, Regionsvorsitzender des DGB, lehnte einen Feldzug gegen den Irak ebenfalls ab. Er betonte die zunehmend Diskrepanz zwischen der us-amerikanischen Bevölkerung, die Frieden wolle, und der US-Regierung, die gerade einen Propaganda-Feldzug unternehme. Christoph Steffen, stellvertretender evangelischer Superintendent, freute sich über die klare Position der Kirchen gegen einen Krieg. Er zitierte Jesus von Nazareth: »Selig sind die Friedensstifter«. Er hob hervor, dass die methodistische Kirche in den USA, der George W. Bush angehört, sich deutlich von einem möglichen Krieg und damit auch von der Politik Bushs distanziert habe.